Johannes Passion Abschluß Saison 22/23 am 19.3.23 in der Schlosskirche

 

WEILBURG. Freunde der Konzertreihe „Alte Musik im Weilburger Schloss“ sind in der Weilburger Schlosskirche einmal mehr mit wunderbarer Musik reich beschenkt worden. Mit der „Johannes-Passion“ BWV 245 von Johann Sebastian Bach (1685–1750) beschlossen Dekanatskantorin Doris Hagel und ihre Musizierenden die Jubiläumssaison 2022/2023. Gewohnt eindrucksvoll musizierten im Konzert des evangelischen Dekanates Weilburg in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Weilburg und dem Verein „Alte Musik im Weilburger Schloss“ die Capella Weilburgensis und die Kantorei der Schlosskirche Weilburg. Wieder einmal hatte Doris Hagel ein gutes Händchen mit der Wahl der Solisten bewiesen. So durften sich die Konzertbesucher freuen auf Magdalene Harer (Sopran), Henriette Gödde (Alt), Benjamin Glaubitz (Tenor) und Bernard Weese (Bariton).

Manfred Bittner springt für Klaus Mertens ein Auf den angekündigten und in Weilburg gern gehörten Klaus Mertens mussten die Zuhörer dieses Mal verzichten. Er war erkrankt. Erfreulicherweise ist es Doris Hagel gelungen, Manfred Bittner (Bass) für die Gesangspartien Jesus‘ zu gewinnen. Kein leichtes Unterfangen, so kurzfristig einen Gesangssolisten zu finden, der die Rolle kann und für die Aufführung zur Verfügung steht. Soviel vorweg: Manfred Bittner war ein hervorragender Ersatz für Klaus Mertens. Kleinere Solopartien sangen außerdem Werner Nölting (Petrus) und Constantin Callies (Servus). Ein Genuss wieder einmal auch, dass die Capella Weilburgensis auf barocken Instrumenten spielte. Das sorgte einmal mehr für ein besonderes Hörerlebnis. Konzertmeister war übrigens Florian Deuter, der mit seinem Ensemble „Harmonie Universelle“ schon das Weilburger Publikum begeistert hat. Bereits im ausschweifenden Eingangschor mit zahlreichen Koloraturen bewiesen die Sängerinnen und Sänger, wie gut Doris Hagel sie für das Konzert vorbereitet hat. Absolut homogener harmonischer Chorklang, dabei eine gut wahrnehmbare Dynamik bei gleichzeitig deutlicher Artikulation waren da zu hören. Das fantastische Anfangsniveau hielt der Chor bis zum Ende – ohne auch nur die kleinste Schwächeerscheinung zu zeigen. Tenor Benjamin Glaubitz als Evangelist hatte einen gesanglichen Marathon zu absolvieren. Von Anfang an ließ er mit seiner strahlenden Tenorstimme aufhorchen und artikulierte jeweils den Textpassagen entsprechend. Angenehm weich die Altstimme von Henriette Gödde. Schon in ihrer ersten Arie im liebreizenden Zusammenspiel mit den beiden Oboen kam sie voll und ganz zur Geltung. Magdalene Harer gehört mit ihrem lupenreinen Sopran schon länger zu den Lieblingen der „Alten Musik“ in Weilburg. Sie konnte auch dieses Mal wieder „punkten“. So mancher Konzertbesucher mag wohl bedauert haben, dass Bach so wenig Sopran-Partien in der Johannes-Passion untergebracht hat. Das hat die Sopranistin wohl selbst ähnlich empfunden, und so sang sie bei zahlreichen Chören einfach mit. In Magdalene Harers erster Arie ist der schöne Zusammenklang mit den Flöten erwähnenswert. Wie gelingt es ihr bloß immer wieder, Töne fast unhörbar anzusetzen und dann so wunderbar aufblühen zu lassen? Absolut überzeugend, wie Tenor Benjamin Glaubitz die Textpassage „…. und ging hinaus und weinete bitterlich“ nach Petrus‘ Leugnung am Ölberg gestaltete, indem er die Traurigkeit hervorragend in Gesang kleidete. Lyrische und empfindsame Bass- und Tenor-Arien Ist Bachs Musik überwiegend traurig und gedämpft, wühlt sie im zweiten Teil in der Chorpassage „Wir dürfen niemand töten“, nachdem Pilatus Jesus dem Volk übergeben hat, total auf. Wiederum beeindruckend, wie Glaubitz die Textpassage „Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn“ sang. Allein in dem lang gezogenen Wort „geißelte“ werden die Qualen, die Jesus dann erlitt, anschaulich dargestellt. Wunderbar hat Bach die folgenden lyrischen und empfindsamen Bass- und TenorArien mit sparsamen Instrumentierungen umgesetzt. Zur Bass-Arie in „Betrachte, meine Seel‘“ spielen nur zwei Violen, Laute, Kontrabass und Orgel; die Tenor-Arie wird von den beiden Violen, Laute und Cello begleitet. Dadurch treten die Gesangsstimmen sehr schön in den Vordergrund. Nach einem ähnlichen Prinzip folgt auch die spätere Alt-Arie „Es ist vollbracht“, die ruhig und bedächtig von Gambe, Laute, Orgel und Kontrabass begleite wird. Ein großer Kontrast dazu in der gleichen Arie die lebhafte Stelle „Der Held aus Juda siegt mit Macht…“. Wiederum eine aufschreckend aufgewühlte Instrumentierung bei „… der Vorhang im Tempel zerriss…“. Noch einmal zaubert Magdalene Harer mit ihrer wundervollen Stimme und verzaubert das Publikum in der Arie „Zerfließe, mein Herze…“. Der Chor hatte die Anfangsgestaltung. Mit einem Choral endet auch Bachs „Johannes-Passion“, bei dem die Sängerinnen und Sänger der Kantorei noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen. Langanhaltender Applaus und stehende Ovationen sind der Lohn für Doris Hagel und alle hervorragenden Akteure. 

 

 

 

 

 

ecco la musica Foto: Helmut Zimmermann

 

Weihnachtskonzert der Alten Musik im Weilburger Schloss

30.12.2019. (htz). Unter dem weihnachtlichen Titel "Ein Kind ist uns geboren" stand das diesjährige Weihnachtskonzert der Alten Musik im Weilburger Schloss am zweiten Weihnachtstag. Erstmals gastierte dabei das Ensemble "ecco la musica" aus Stuttgart, das ein buntes Programm an verschiedenen Musikstücken und verschiedener Komponisten zusammengestellt hatte, um einen Hörgenuss der "barocken Weihnacht am Stuttgarter Hof", so der Untertitel, darzubieten. Dies ist, neben der Beschäftigung mit italienischer Musik des 17. Jahrhunderts, ein Schwerpunkt der musikalischen Arbeit des Ensembles. Alle Mitglieder haben sich auf das Spiel mit historischen Instrumenten und alter Spieltechniken spezialisiert. Mit von der Partie war die international gefragte Sopranistin Gertrud Sämann, deren Repertoire von historischen Werken über Lied und Oratorium bis zur Avantgarde und zeitgenössischem Musiktheater reicht. Die Musikerinnen und Musiker glänzten mit ihren Instrumenten und einem feinsinnigen Zusammenspiel in Melodie, Rhythmus und präzisen Abstufungen, dem sich die Sopranistin auf unaufdringliche Weise integrierte, und so "ihre" Stücke vollendet abrundete. Die Gesangsstücke  wurden von Instrumentaldarbietungen unterbrochen, von Sonatas secundas für Violine (Andreas Pilger), Viola da Gamba (Heike Hümmer) und Basso continuo (Klaus Eichhorn Organo), Andrea Baur (Chitarrone, ein Instrument der Lautenfamilie), dann gab es Sonaten für Violine und Trombone (Matthias Sprinz), auch für Violine und Viola da Gamba nebst Organo. Die verschiedenen Instrumentalzusammenstellungen, gerade auch die mit Trombone, einer Posaunenart, ergaben eine Vielfalt der Klangfarben und somit einen Hörgenuss der besonderen Eigen-Art. Beispielsweise in der Sonata V von PhilippFriedrich Boeddecker (1607-1683), bei der die gestrichenen Violine und Viola da Gamba gemeinsam beginnen, nach einer kurzen Weile stößt das gezupfte Chitarron dazu , die Violine gibt das Thema vor, die Chitarron echot es zurück, dann folgt eine längere Passage im bunten, variationsreichen Duett von Organo und Viola da Gamba, ehe das ausdrucksstarke Stück akkordisch endet. Genauso beeindruckend das "Natus est Jesus" desselben Komponisten, in dem Sopranistin Gertrud Sämann alle Register ihres großen Könnens ziehen konnte, begleitet nur vom Basso continuo (Organo, Chitarron und Viola da Gamba). Sie beginnt klar und freudig bewegt, passend zum abwechselnd zweisprachig lateinisch-deutschem Text "Salvator noster" Unser Retter ist geboren, wird fordernd "Venite lacti", kommt fröhlich herbei. Gertrud Sämann singt sicher auch in den höchsten Tönen, die sie leicht, hell und klar erstrahlen lässt, besonders im abschließenden "Alleluja". Wiederum klar sowie bestimmt und selbstbewusst gibt Gertrud Sämann wieder ein Stück von Boeddeker, das "Magnificat Anima Mea Dominum", Meine Seele preist den Herrn ... denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd gesehen, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter:" Diese wunderbare Komposition, wunderbar jubelnd von der Sopranistin gegeben, gehörte zu den Höhepunkten des Abends. Aber auch von Michael Prätorius das "Es ist ein Ros entsprungen" gab sie sehr innig und es klang wie zum ersten mal gehört, wobei der Kontrast zwischen hellem Sopran und dunkler Trombone die Emotionen nachhaltig interpretierte. Schön dargeboten auch die Kompositionen von Heinrich Schütz/Ein Kind ist uns geboren, Dario Castello/ Sesta Sonata à 2 für Sopran und Trombone, Rupert Ignatz Mayr/In terras descendam für Sopran und Chitarron. Begann das Konzert mit Hans Leo Hasslers Vom Himmel hoch , da komm ich her, endete es mit einem ebenso bekannten und beliebten "In dulci jubilo" von Michael Praetorius (1571-1621). Viele Minuten langer starker, nicht enden wollender Beifall und Bravorufe.

 

 

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Stehende Ovationen für Kantorin Doris Hagel Foto: Reinhard Langschied

 

 

Ein monumentales Werk

Weilburg Schlosskirchen-Kantorei und Kapelle Frankfurt führen das Oratorium „The Apostles“ von Edward Elgar auf

Für Musiker, Chor und Solisten war es eine echte Herausforderung: In der Weilburger Schlosskirche erklang das Oratorium „The Apostles“ des britischen Komponisten Edward Elgar.

VON ANNEKE JUNG

 

Ein halbes Jahr intensive Probenarbeit liegt hinter dem Chor und Dekanatskantorin Doris Hagel. Auf dem Programm ein monumentales Werk der Kirchenmusik: Das Oratorium „The Apostles“ von Edward Elgar (1857-1934). Dieses Werk, so ganz anders als die bekannten Oratorien, stellt auch für einen erfahrenen Chor wie die Kantorei der Weilburger Schlosskirche eine große Herausforderung dar.

Sonntagnachmittag vier Stunden vor Konzertbeginn: leichte Anspannung bei der Generalprobe mit den Musikern der Frankfurter Kapelle und den Solisten. Wird alles klappen? Die komplexe Komposition mit ihren opernhaften Strukturen verlangt allen ein Höchstmaß an Konzentration ab. Noch eine kurze Pause bis zum Konzert, letzte Hinweise, mentale Einstimmung, Auftritt und dann die ersten Töne des Orchesters.

Von diesem Moment an fällt die Anspannung ab, und die Chormitglieder sind nur noch in der Musik. Wunderbar ruhig intoniert das Orchester die Einleitung, so dass die Sängerinnen und Sänger sich wie selbstverständlich in die ersten Zeilen des Chors hineinfinden: „Der Geist Gottes ist über mir, er hat mich berufen, sein Wort zu predigen.“ In sieben Szenen entfaltet sich nun das Leben Jesu und seiner Jünger von der Berufung bis zur Himmelfahrt. Zwei Stunden lang sind volle Aufmerksamkeit und natürlich gezielter Stimmeinsatz gefragt. Der Chor stellt mal die Gruppe der Apostel dar, mal Sänger im Tempel oder die aufgewühlte Volksseele. Aber er hat auch immer wieder erzählende Funktion. Getragen von den oft lautmalerischen, programmatischen Passagen des ausdrucksvoll und dynamisch fein abgestimmt musizierenden Orchesters, ist der Chor Teil eines großen Ganzen. Und siehe da: Die verzwickten Übergänge, heiklen Tempowechsel, dynamischen Finessen fügen sich fast wie von selbst zusammen.

In den Chorpausen sind großartige Solisten zu hören: Klaus Mertens als Jesus mit seiner überaus kultivierten Stimme, der mit gleichbleibender Ruhe, Überzeugungskraft und Wärme die Würde und Stärke des Gottessohns darstellt. Voller Innigkeit singt Mechthild Bach mit ihrem glockenreinen Sopran die Maria, besonders berührend in der Szene, in der sie die Sünderin Maria Magdalena zu Gott führt. Die Mezzosopranistin Anna Haase ist eine überzeugende Maria Magdalena. Mit kraftvoller Stimme bringt sie die Seelenqualen der Sünderin zum Ausdruck.

Auch die Szene im Tempel, in der Judas Jesus verrät, erschließt sich erst jetzt im Gesamtzusammenhang. Großartig agiert Bassist Markus Matheis als Judas, der seine Tat schon bald bereut. Der Chor vertritt die Sänger des Tempels und die Priester, die in unheilvoll schweren Klängen die Rache Gottes einfordern. Der verleugnende Petrus wird überzeugend gegeben von Bernard Weese. Tenor Markus Schäfer hat häufig Evangelistenfunktion. Sein erzählender Ton mit ausdrucksvoller Artikulation verdeutlicht das Geschehen. Aber auch als Johannes in der Szene mit Maria am Grabe Jesu gelingt eine ergreifende Darstellung.

Geradezu überirdisch erscheint die Musik der Schlussszenen am Grab und bei der Himmelfahrt. Das beseelte „Alleluia“ des Engelchores wird vom Gesamtchor übernommen, nachdem Jesus die Apostel gesegnet und ausgesandt hat – eine wunderbare Passage mit Klaus Mertens – und in den Himmel auf- fährt. So endet das Werk nach aller Dramatik im Bewusstsein der Erlösung in ruhiger Zuversicht.

Die Chorsänger fühlten sich beschenkt mit wunderbarer Musik und mehr als belohnt für die aufwendige Probenarbeit. Der Dank dafür geht ganz besonders an die Dekanatskantorin Doris Hagel, die eine Glanzleistung vollbracht hat. Zwei Stunden lang hielt sie zuverlässig alle Fäden in der Hand, vermittelte Sicherheit, motivierte gleichermaßen Chor, Orchester und Solisten und übertrug ihre Begeisterung für das Werk unmittelbar auf alle Mitwirkenden.

Dass auch die Hörer von der Musik berührt waren, zeigte der begeisterte Beifall.

Mit freundlicher Genehmigung: Alle Rechte vorbehalten: (c) Frankfurter Neue Presse    13. November 2019








Ensemble Hirundo Maris Foto: Ingulf Thiemann

Nassauische Neue Presse 28.12.2018     Seite: 14     Lokales

Harfenklänge und Engelsgesänge

Weilburg: Musik aus verschiedenen europäischen Regionen von Arianna Savall und ihrem Ensemble "Hirundo Maris"

Arianna Savall und ihr Ensemble "Hirundo Maris" gastierten in der Schlosskirche. Die katalanische Harfenistin sorgte für einen wunderbaren Abschluss der Konzertreihe. Ihre Harfe ist ein ganz besonderes Instrument. 

VON ANDREAS MÜLLER

Für einen wunderbaren Abschluss der Konzertreihe "Alte Musik im Weilburger Schloss" hat die katalanische Harfenistin und Sängerin Arianna Savall mit ihrem Ensemble "Hirundo Maris" am zweiten Weihnachtstag in der Schlosskirche gesorgt. 

Unter dem Motto "In The Bleak Midwinter" haben sie und ihre Musiker, der norwegische Tenor und Bratscher Petter Udland Johansen sowie der ebenfalls aus Katalonien stammende Bassist Miguel Angel Cordero das Weilburger Publikum auf eine musikalische Winterreise durch Europa in der Weihnachtszeit mitgenommen. 

Zeitgemäße Arrangements

Im Jahr 2009 gegründet, spielt das Ensemble Musik vom Mittelalter bis zum Barock in eigenen zeitgemäßen Arrangements für ihre besonderen Instrumente. Arianna Savall spielt auf einem eigens für sie in Wiesbaden gefertigten Nachbau einer barocken Tripelharfe, bei der die Saiten in drei Ebenen gespannt sind und die, im Gegensatz zu einer herkömmlichen diatonischen Harfe, ohne Pedal zur Umstimmung des Klanges auskommt. Petter Udland Johansen spielt im Wechsel auf den einer Violine ähnlichen Instrumenten Fidel und Hardingfele sowie einer Cister, ähnlich einer Mandoline. Miguel Angel Cordero spielt Kontrabass und Colascione, ein Abkömmling einer östlichen Langhalslaute. 

Im Mittelpunkt der Musik stehen aber immer die faszinierenden, engelsgleichen Sopran- und Tenorstimmen von Arianna Savall und Petter Udland Johansen. Wenn sie mit scheinbar großer Leichtigkeit ohne Mikrofon erklingen, kann man sich durchaus wie im Himmel fühlen. Mitgebracht hat das Trio mediterrane und nordische Weihnachtsmusik ihres aktuellen Albums "Early Christmas Music And Carols". Es erklingen viele traditionelle Weisen aus Katalanien, Norwegen, Irland, England oder der Provence. So verbindet das Ensemble "Hirundo Maris", was "Seeschwalbe" bedeutet, Musik aus verschiedenen europäischen Regionen. "Unsere Musik basiert auf vier wichtigen Elementen: Alte Musik, Volksmusik, eigene Kompositionen und Improvisation", erklärt Savall, die, wie auch Johansen, fließend Deutsch spricht und das Konzert moderiert. Mit der himmlischen Weihnachtsmusik wollen die drei Musiker Frieden, Liebe und Hoffnung für alle Menschen bringen. "Singen ist eine der besten Möglichkeiten, um Menschen zusammenzubringen. Es ist sehr spirituell. Wir können es nicht berühren, aber wir können es alle tief in unseren Herzen fühlen", ist sich Savall sicher. 

Nach einem sehr bewegenden Konzert gibt es als Zugabe "Stille Nacht", das die beiden Sänger zunächst alleine vortragen, dann aber das Publikum zum Mitsingen auffordern. Das erste Konzert der Reihe "Alte Musik im Weilburger Schloss" im neuen Jahr findet am Sonntag, 24. Februar 2019 zum 300. Todestag von Johann Ernst Graf Nassau-Weilburg mit der Kantorei der Schlosskirche unter der Leitung von Doris Hagel statt.

Mit freundlicher Genehmigung: © Frankfurter Neue Presse

Alle Rechte vorbehalten




Foto: H: Zimmermann

vom 20.09.2017, Seite 18 / Lokales

 

25 Jahre Alte Musik im Schloss

Weilburg/Waldbrunn  Jubiläum: Rückblick auf über 230 Konzerte

 

Das Konzert zum 25-jährigen Bestehen der "Alten Musik im Weilburger Schloss" am Sonntag war "Telemann und seinen Freunden" gewidmet. Denn auch für ihn stand ein Gedenktag an: der 250. Todestag.

 

Neben einem Werk des großen Barockkomponisten Georg Philipp Telemann selbst, der von 1681 bis 1767 lebte und große Teile seiner Erdenzeit in Frankfurt und Hamburg verbrachte, standen daher Stücke seiner zeitgenössischen Freunde Johann Sebastian Bach, Christoph Graupner, Johann Friedrich Fasch und Georg Friedrich Händel auf dem Programm. Doch deren musikalische Kostbarkeiten hätten ohne Doris Hagel und ihre Freunde all die Jahre zuvor nicht zu Gehör gebracht werden können. Allen voran sind zu nennen: die Mitglieder der Kantorei der Schlosskirche, die Instrumentalisten der Capella Weilburgensis, alles Spezialisten der historischen Aufführungspraxis, und die zahlreichen Instrumental- und vor allem Gesangssolisten. Sie alle haben im Verlauf des vergangenen Vierteljahrhunderts Tausende Zuhörer/innen in über 230 Konzerten in der Schlosskirche wie auf Reisen nach Dresden, Moskau und St. Petersburg mit ihrem instrumentalen wie stimmlichen Können auf höchstem Niveau verzaubert und begeistert.

 

So auch wieder am Jubiläumskonzert. Hier demonstrierte als Solist nicht nur der Bassist Klaus Mertens seine wunderbare Sangeskunst - er ist in Weilburg von Anfang an bei der Alten Musik mit von der Partie - sondern auch Kantorin Doris Hagel. Zusätzlich zu ihrem wie immer engagierten und inspirierenden Dirigat trat sie diesmal auch als Sopranistin mit ihrer klaren, schönen und strahlenden Stimme auf, in Bachs Kantate "Ich bin vergnügt in meinem Glücke" für Sopran solo, Oboe, Streicher und Chor. Sie überzeugte aufs Schönste mit aufblühenden Koloraturen und "glockenheller" Stimme, war sehr sanglich melodiös in den Rezitativen. Das mit zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass, Orgel und Cembalo sowie einer Oboe als einzigem Blasinstrument in kleiner Besetzung aufspielende Orchester war hochpräsent, gestaltete seinen Part - wie in allen anderen Stücken des Abends - mit präzisen Phrasierungen und warmem, volltönendem Klangbild.

 

Akzente setzte dabei immer wieder die von Clara Blessing gespielte Oboe, die mit Konzertmeister Evgeny Sviridov - er gewann kürzlich den ersten Preis im Fach Violine beim Wettbewerb in Brügge - in verschiedenen Stücken "duettierte". So in Faschs "Concerto für Oboe und Streicher" mit rhythmisch betontem Allegro, gespielt mit weichem, betörend schönem Ton, klagend melancholisch im Largo und einschmeichelnd im abschließendem Allegro. Eine andere Klangfarbe brachten Händels zwei Arien aus dem Dettinger Te Deum für Bass solo und Streicher sowie die Arie "Ombra mai fù" für dieselbe Besetzung. Klaus Mertens brillierte mit unnachahmlicher, geschmeidiger Differenziertheit der Stimme und mit kraftvoll ausgesungenen Melodiebögen, wofür er langen, begeisterten Applaus erhielt.

 

Chor begeisterte

 

Zuvor hatte er die baritonale Färbung seiner Stimme in Graupners Kantate "Angenehmes Wasserbad" entfaltet. Schlichtweg begeisternd war der Chor bei seinen Auftritten, besonders in Telemanns Eingangs-Kantate "Ach Herr, lehr uns bedenken wohl" sowie im letzten Stück "Der Friede sei mit dir" von Bach. Rund und voll und geschmeidig und dynamisch im Klang, feinstes chorisches Singen. Das Publikum war begeistert, dankte allen Musikern mit langanhaltendem Beifall, der auch den ehrenamtlichen Helfern galt, die einen unverzichtbaren Anteil an 25 Jahren Alter Musik im Weilburger Schloss haben.

VON HELMUT ZIMMERMANN

Alle Rechte vorbehalten: (c) Frankfurter Neue Presse

 

 


Doris Hagel Foto: S. Bernhard

Sie holt den Himmel auf die Erde

Weilburger Kantorin der Schlosskirche liebt alte und neue Kompositionen

 

Seit 25 Jahren organisiert Doris Hagel die "Alte Musik im Weilburger Schloss" - jetzt schwenkt sie um. Der Himmel hat Doris Hagel ein paar Mal im Leben den rechten Weg gezeigt. Die Kantorin der Weilburger Schlosskirche gibt das zurück: Sie holt ihn auf die Erde - auf ihre besondere Art.

 

Wenn Doris Hagel Bach dirigiert, schreiten Frauen in wallenden Samtgewändern und Männer in Kniebundhosen vor dem inneren Auge vorbei. "Das ist, wie wenn Sie sich ein Rubens-Gemälde anschauen und dann wird es lebendig", sagt die 59-Jährige. Denn Hagel dirigiert Bach nicht, wie manche ihn heute spielen, sondern so, wie er im Barock, zu Lebzeiten des Komponisten, gespielt wurde. Auf Instrumenten, die noch von damals stammen, oder ihnen zumindest nachempfunden wurden. "Musik ist das einzige Vehikel, das uns den Zeitgeist wirklich erleben lässt", sagt sie. Schon seit dem Studium ist ihr Alte Musik ein Herzensanliegen. "Der Klang ist leichter, transparenter, die Musik klingt einfach viel lebendiger."

 

Musik oder Medizin

 

Musik oder Medizin. Wer Doris Hagel reden hört, glaubt nicht, dass sie sich diese Frage vor Beginn ihres Studiums gestellt hat. Zumal sie ihr Herz schon viel früher an die Musik verloren hat. Sie wächst im Hohenloher Land auf, ihre Eltern hören ausschließlich Klassik. "Pop war bei uns verpönt, fast anrüchig", sagt Hagel. "Dass ich einmal einen Gospelchor dirigieren würde, hätte ich mir nie träumen lassen."

 

Als sie sieben ist, wird die neue Orgel in der Dorfkirche eingeweiht - und verzaubert das Mädchen. "Das war ein himmlisches Erlebnis." Mit zwölf ruft sie den örtlichen Orgellehrer an und bittet um ein Vorspiel. Doch der hat keine Lust auf eine vorpubertäre Schülerin. Seine Frau überzeugt ihn davon, dass die kleine Doris es ernst meint.

 

Und das tat sie tatsächlich. Bis zum Abitur bleibt sie seine Schülerin. Dann meldet sie sich für die Aufnahmeprüfung zum Kirchenmusikstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt an. Wenn es nicht klappen sollte, gibt es ja immer noch die Medizin, sagt sie sich. Doch der Himmel weiß, was er später einmal an ihr haben wird. "Es hat dann doch geklappt." Während des Studiums nimmt sie an Exkursionen zu verschiedenen Arp-Schnitger-Orgeln teil, bis heute erhaltene Orgeln aus dem Barock. "Die Unterschiede zwischen dem, was ich gewohnt war, und den alten Instrumenten waren erheblich."

 

Kirche ist ein Geschenk

 

Sie verliebt sich in den leichten, lebendigen Klang. Statt sich wie geplant auf Chorleitung zu spezialisieren, studiert sie historische Aufführungspraxis in Salzburg und Musikwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte in Mainz. 1986 tritt sie schließlich eine Stelle als Kantorin der Schlosskirche Weilburg an. "Erst wollte ich nicht her, ich kannte Weilburg ja nur von den Plakaten für die Schlosskonzerte. Aber man muss sich im Leben auch mal führen lassen", sagt sie. Und tatsächlich hat die Kantorin diesen Schritt nie bereut. Denn einige Jahre später stellt sie fest, dass der Himmel ihr ein großes Geschenk gemacht hat: Die frisch sanierte Schlosskirche. "Die Kirche ist wunderbar und ein selbst klingender Raumkörper. Eine Flöte oder Singstimme füllt den ganzen Raum." Mit der Capella Weilburgensis, ein Spezialisten-Ensemble für Alte Musik, das Hagel im gleichen Jahr gründet, trat sie mittlerweile schon in Moskau und Sankt Petersburg auf. "Am liebsten spielen wir aber bis heute in der Schlosskirche."

 

"Alte Musik im Weilburger Schloss" heißt deshalb auch die Reihe, die sie, ebenfalls 1992, zusammen mit ihrem ehemaligen Studienkollegen Lutz Kirchhof gründet: Sechs Kammerkonzerte und zwei große geistliche Werke führen die Capella Weilburgensis und international renommierte Solisten pro Winterhalbjahr auf. Die Epochen wechseln, "das geht von Gregorianik über Gotik und Renaissance zu Barock, Klassik, Romantik und Spätromantik".

 

Doch am liebsten dirigiert oder singt Hagel bis heute Bach. Weil der den Himmel auf die Erde holt. "Die Johannespassion aufzuführen, das ist die überwältigendste Erfahrung, die ich kenne. Die Musik nimmt einen mit hinein in eine tiefe, wunderbare Welt. Das ist eine Gotteserfahrung, die uns im Leben geschenkt wird." Diese Momente auch den Zuhörern zu schenken, "das war ein ganz starker Grund, mein ganzes Leben der Musik zu widmen". Für Doris Hagel sind gute Musiker "ein Teil von Gott".

 

Mittlerweile sind mehrere CDs mit Alter Musik aus der Schlosskirche erschienen, die bei den Konzerten verkauft werden. Nun hat die 59-Jährige ein neues Projekt. Quasi das Gegenteil dessen, was sie bisher tat: Zeitgenössische Musik im Rosenhang. Ein Verdienst des Gospelchors, den Doris Hagel fürs Dekanat leitet. "Er hat mich für die moderne Musik geöffnet", sagt sie. "Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich im Auto kein HR2 höre."

 

Zeitgenössische Musik sei eine stärkere Herausforderung für den Zuhörer. Sie habe versucht, für ihre Reihe einfache Stücke auszuwählen. Deshalb hofft sie, dass sich die Zuhörer darauf einlassen werden. "Musik ist eine lebendige Auseinandersetzung mit der Realität. Aber sie ist eine Kraftquelle, aus der man viel Energie schöpfen kann." Energie, mit der sie etwas zurückgeben will.

 

Die Saison 2017/18

 

von "Alte Musik im Weilburger Schloss" beginnt am 17. September mit "Telemann und seine Freunde". Neben Doris Hagel singt Klaus Mertens (Bass), der seit Beginn der Reihe regelmäßig dabei ist. Konzertmeister ist Evgeny Sviridov, der 2017 den ersten Platz beim Internationalen Alte-Musik-Wettbewerb in Brügge gemacht hat. Konzertbeginn ist um 17 Uhr, die Karten kosten zwischen 12 und 30 Euro.

VON SARAH BERNHARD

 

Alle Rechte vorbehalten: (c) Frankfurter Neue Presse 14.09.2017

 

 

Foto: Reinhard Langschied

AUFTRITT IN MOSKAU


Weilburger Schlosskirchen-Kantorei sang in der Tschaikowsky-Halle


Ein solcher Auftritt ist einem Chor nur ganz selten vergönnt: Die Weilburger Kantorei gab jetzt ein Konzert in Moskau.

Moskau/Weilburg. Mit Standing Ovations würdigten die Zuhörer den Auftritt der Weilburger Kantorei in der berühmten Tschaikowsky-Halle in Moskau. Gemeinsam mit dem russischen Orchester "Musica Viva" führten sie das Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy auf und standen damit für einen Tag im Mittelpunkt der Moskauer Kulturszene. Sogar das russische Fernsehen sendete einen ausführlichen Bericht über das Konzert der Weilburger Musiker.

Die Kantorei der Schlosskirche Weilburg so der offizielle Name genießt dank ihrer engagierten Leiterin Doris Hagel einen hervorragenden Ruf weit über die Grenzen der Heimat hinaus. Konzertreisen führten die Musiker unter anderem nach Rom, St. Petersburg, Dresden und Luxemburg. Der Kontakt nach Moskau kam über den russischen Dirigenten Alexander Rudin zustande, der die Gesamtleitung über das Konzert in dem traditionsreichen Konzertsaal hatte. Während Dekanatskantorin Doris Hagel mit dem Chor und den Solisten Mechthild Bach (Sopran), Britta Schwarz (Alt), Markus Schäfer (Tenor) und Manfred Bittner (Bass) das Drei-Stunden-Werk in Weilburg einstudierte, übernahm Alexander Rudin die Probenleitung mit Chor und Orchester in Moskau.

Der Auftritt in dem traditionsreichen Musik-Tempel wird den Weilburger Musikern ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Als Ehrengäste waren nicht nur der Deutsche Botschafter anwesend, sondern auch der Erzbischof der Protestantischen Kirche in Russland.

 

Minutenlanger Applaus

Die Tschaikowsky-Halle ist Moskaus ganz großer Konzertsaal aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Akustik ist unvergleichlich und lässt auf sehr angenehme Weise die auf dem Podium entstehenden Klänge im ganzen Raum hörbar werden. Die 54 Chorsängerinnen und -sänger von der Lahn und die Solisten genossen die spektakuläre Bühne und präsentierten sich in Bestform. Das russische Publikum erwies sich als äußerst sachkundig und begeisterungsfähig. Minutenlanger Applaus belohnte die Musiker für ihre große Leistung. Das russische Fernsehen zeichnete das Konzert auf und interviewte auch die Protagonisten. Im Internet kann der Beitrag aufgerufen werden unter: https://lm.facebook.com/l.php?<wbr>u=http://www.meloman.ru/concer<wbr>t/musica-viva-aleksandr-rudin-<wbr>05-04-2017

Anlass des Konzertes war das Jubiläum "500 Jahre Reformation in Deutschland". Deswegen unterstützten die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie den Evangelische Dekanat Weilburg die Konzertreise mit Fördermitteln. Auch die Weilburger Coatings gehört zu den Sponsoren. nnp    

12.04.2017   Ressort: NNP:Lokales, Ort:Oberlahn  
 http://www.nnp.de/

 

Alle Rechte vorbehalten: Reinhard Langschied

 

 


MUSIK WIE IM HIMMEL

Zum Reformationsjubiläum erklangen Werke von Michael Praetorius

Geradezu himmlische Klänge waren in der Weilburger Schlosskirche zu hören. Zum 500. Reformationsjubiläum erklangen dort Werke des "Vaters" der protestantischen Kirchenmusik, Michael Präetoriius

21.03.2017. (htz) Helmut Zimmermann


Weilburg. "Wachet auff, rufft uns die Stimme" hieß das Konzert der Alten Musik im Weilburger Schloss vom vergangenen Sonntag anlässlich des 500. Reformationsjubiläums. Zur Einstimmung auf dieses Ereignis stand aber nicht Musik von Johann Sebastian Bach auf dem Programm, wie es der Titel des Konzertes vermuten lässt, der eines der bekanntesten und großartigsten Stücke des bedeutenden Leipziger Komponisten aufgreift. Nein, die Musik dieses Abends stammte  ausschließlich von Michael Praetorius, dessen bekanntestes Stück ebenfalls ein weihnachtliches Lied ist: der vierstimmige Satz "Es ist ein Ros entsprungen".

 

Engagiert und mitreißend 

 

Der "Capellmeister von Haus aus und Director der Music" wie Praetorius in Dresden, einer seiner beiden wichtigsten Wirkungsstätten, genannt wurde, kam 1571 in einer streng lutherischen Familie in der Nähe von Eisenach zur Welt und starb an seinem 50. Geburtstag 1621 in Wolfenbüttel. Hier, am Hofe des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig und Wolfenbüttel, war Praetorius  Hofkapellmeister bis kurz vor seinem Tod, hier komponierte er ein vielfältiges und wegweisendes kirchenmusikalisches Werk, das aus Messen, Motetten, Hymnen und Kirchenliedern besteht, und man kann ihn, den überzeugten lutherischen Christen, daher auch den Gründer der protestantischen Kirchenmusik nennen.  (Aber auch weltliche Musik und musikwissenschaftliche Werke gehören zu seinem Schaffen). Kantorin Doris Hagel – sie leitete das Konzert mit engagiertem, mitreißendem Dirigat  –  hatte aus dem umfangreichen Werk Praetorius´ Große Choralkanteten gewählt, die zum Grundbestand protestantischer Frömmigkeit gehören, und die für alle Aktiven noch dazu eine musikalische Herausforderung darstellten. Schon der erste Choral "Christe, der du bist Tag und Licht" verdeutlichte das  und machte gleichzeitig mit den kompositorischen Mitteln von Praetorius bekannt.

Chor, Solisten und Orchester – die Capella Weilburgensis spielte frisch und begeisternd – bildeten eine Einheit, die  mit einem leichten, transparenten Klang begeisterte. Die Vokalsolisten waren in den Chor eingebunden und sehr gut aufeinander eingestimmt: Die Sopranistinnen Mechthild Bach und Magdalene Harer, beide in Weilburg bestens bekannt, die Altistin Anne Bierwirth, die Tenöre Hans Jörg Mammel und Sebastian Hübner sowie der Bassist Gun-Wook Lee. In unterschiedlichen Besetzungen kamen sie zum Einsatz,  in der eindrucksvoll gegebenen Motette für drei Bässe "Aus tiefer Not schrei ich zu dir", in der auch choreigene Solisten mitwirkten, weiterhin in den verschiedenen Choralkonzerten zu zwei oder acht bis 16 Stimmen, darunter "Christ, unser Herr, zum Jordan kam", die von sämtlichen Solisten gestaltet wurde – im Zusammenwirken mit der sehr klar strukturiert singenden Kantorei der Schlosskirche, dynamische Feinheiten ziselierend und innig im Ausdruck.

Hier wie auch sonst brillierte das Orchester Capella Weilburgensis mit engagiertem Spiel, spannungsvoll und harmoniebeseelt und mit immer neuer Instrumentierung. Das "Hausorchester" der Weilburger Alten Musik, das Doris Hagel mit einem glücklichen "Händchen" für jedes Konzert neu zusammenstellt, versammelte diesmal auch etliche Instrumentalisten, die in Weilburg als Solisten in eigenen Konzerten aufgetreten sind, darunter Martina Kirchhof und Lixsania Fernandez, beide Viola da Gamba, und Thomas Fritzsch, dessen kürzlich gegebenes Konzert in der Heilig-Grab-Kapelle noch in bester Erinnerung ist. Sie seien hier stellvertretend für das gesamte Orchester besonders gelobt, in dem speziell auch die Bläsergruppe einen feinen Part gab. Daneben trugen Orgel, Theorbe, Gambe, Zink, Dulzian und Kontradulzian, und natürlich auch Violinen und Violas zum "bunten", abwechslungsreichen Gesamtklang bei.

Schwungvoll und strahlend

Die Kantorei der Schlosskirche bestach mit rundem, harmonischem Klang und meisterte bestens die Aufteilung in mehrere Chöre. "Sieh, wie fein und lieblich ist" bleibt diesbezüglich in nachhaltiger Erinnerung, ein Choralkonzert für acht bis 16 Stimmen, in dem die Sopranistinnen Mechthild Bach und Magdalene Harer die Textpassagen gaben, und der Refrain "Lobet den Herren alle Heiden und preiset ihn alle Völker"  in vielfältiger Weise vom Chor. Schluss und Höhepunkt dann das "Wachet auf, ruft uns die Stimme", ganz anders als das von Bach, aber genauso schwungvoll und strahlend, dass es eine Art hatte und man einen Eindruck von der Musik im Himmel bekam. Das  gelungene Konzert mit Glanzstücken der Reformationszeit wurde mit langem, starkem Beifall bedacht.

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Wunderschöne Kammermusik 
auf dem Weg zur Romantik

Weilburg. Das Ardinghello-Ensemble, benannt nach dem gleichnamigen Briefroman von Johann Jakob Wilhelm Heinse (1746-1803), das im Rahmen der Veranstaltungsserie "Alte Musik im Weilburger Schloss" am Sonntag in der Schlosskirche ein Gastspiel gab, ist auf Kammermusik der klassisch-romantischen Periode spezialisiert.

In der Besetzung mit Karl Kaiser (Flöte), Annette Rehberger (Violine), Sebastian Wohlfahrt (Viola) und Ursula Kaiser (Violoncello) hörte man erlesene Kompositionen, die nicht nur den Kern der Thematik ("Der Weg zur Romantik") trafen, sondern den begeisternden Besuchern auch ein faszinierendes Klangerlebnis bescherten. Wieder hat die eifrige künstlerische Leiterin Doris Hagel hinsichtlich der Qualität der Künstler eine glückliche Hand bewiesen. Davon waren alle Zuhörer überzeugt. Der Professor für Traversflöte an den Musikhochschulen Frankfurt am Main und Freiburg, Karl Kaiser, ist ja in Weilburg kein Unbekannter. Oft hat man ihn erlebt als Spiritus Rektor mit seinen Studenten in wegweisender Mission.

Das Ensemble-Spiel mit Annette Rehberger, Sebastian Wohlfahrt und Ursula Kaiser macht ihm ausgesprochen Spaß, wie es gerade beim ersten Stück von Mozart sichtlich wurde.

Drei Werke, die den Weg von der Klarheit der Klassik zu den tiefgründigen Gefühlen der Romantik zeigten, umspannten das Programm der selten zu hörenden Kammermusik. Mozarts Quartett im G-Dur, das ursprünglich für Oboe und Streichtrio geschrieben wurde, erklang in einer romantischen Bearbeitung von 1802 für Flöte und Streicher.

Es folgte das Streichtrio Werk 3 für Violine, Viola und Violoncello in teils aufmunternden Sätzen. Es verbindet Stil-und Formelemente des Divertimentos mit einem spielerisch und rhythmisch interessanten Menuett. Das schwärmerische Adagio im zweiten Satz, reich mit Ornamentik durchwirkt, könnte man als Spiegelbild der romantischen Seele bezeichnen. Im Trio D-Dur von Joseph Haydn, in dem Karl Kaiser den Flötenpart in filigraner Manier besorgte, hatte das musikalische Farbenspiel seine große Bedeutung.

Dem einzigen Schüler Beethovens, Ferdinand Ries (1784-1838), war der Abschluss vorbehalten. Mit dem Quartett E-Moll für Flöte, Violine, Viola, Violoncello, das nur selten zu hören ist, überraschte das hervorragend spielende Ardinghello-Ensemble noch einmal das begeisterte Publikum.

Auch Doris Hagel war derart von den Aufführungen angetan, dass sie spontan mit den Zuhörern eine Zugabe von Franz Danzi erklatschte: Aus dem Quartett Nr. 2 in d-Moll erklang das "Andantino" mit viel Gespür für Emotionen, ganz im Sinne der Romantik.

VON WILLIBALD SCHENK 

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Foto: Helmut Zimmermann

NNP v. 28.01.2017. Weilburg. (htz).


FANTASTISCHES HÖRERLEBNIS

Thomas Fritzsch spielte wiederentdeckte Telemann-Fantasien

Ein ungewöhnliches Konzert an einem ungewöhnlichen Ort mit einem ungewöhnlichen Musiker – so könnte man das Konzert zum 250. Todestag von Georg Philipp Telemann in aller Kürze zusammenfassen, das die Alte Musik im Weilburger Schloss am Sonntagnachmittag veranstaltete. Neu war der Ort des Konzertes: Erstmals wurde die Heilig-Grab-Kapelle – vor gut fünfhundert Jahren entstanden – für eine musikalische Darbietung der "Alten Musik" genutzt,  in der als Solo-Instrument die Viola da Gamba ihren exklusiven Auftritt hatte.. Genauer gesagt, waren es zwei siebensaitige Violen, die ihren Klang verströmen durften: die eine stammte von Johann Casper Göbler aus Breslau 1784, die andere, zehn Jahre älter, genannt Lady Amber, hat die Holleschau in Mähren als Ursprungsort. Gespielt wurden sie von dem Ausnahme-Gambisten Thomas Fritzsch, der sein Instrument virtuos beherrschte und auf vielfältige Weise zum Erklingen brachte. Das ermöglichten zwölf sehr unterschiedliche Fantasien von Georg Philipp Telemann, die in zwölf verschiedenen Tonarten komponiert wurden und erst kürzlich wiederentdeckt worden sind – von eben dem Solisten Thomas Fritzsch. Denn neben seiner Musikertätigkeit ist er auch ein international ausgewiesener Musikforscher und -wissenschaftler, dem schon einige unverhoffte Wiederentdeckungen gelungen sind, wobei das Wiederauffinden der Telemannschen zwölf Fantasien eine riesige Sensation war, die weltweit nicht nur unter den Gambisten für Furore sorgte. Mit den ersten drei Fantasien, gesetzt  in c-Moll, D-Dur und e-Moll, machte der Künstlerwissenschaftler mit der Kunst der Gambenkomposition von Telemann bekannt. Sie kamen mit beschwingten Sätzen daher, so das Adagio der 1. Fantasie, mit virtuosen, dramatisch zulaufendem Vivace in der 2. Fantasie und einem getragenen Beginn der 3. Fantasie (Largo), der sich aber im folgenden Presto und Vivace merklich aufheiterte. Danach ergriff, ungewöhnlich für ein Konzert, der Interpret das Wort.  Thomas Fritzsch erzählte vom Abenteuer der  Wiederentdeckung dieser Stücke. Die zwölf Fantasien seien dem Titel nach bekannt gewesen, auch, dass sie damals partienweise in Zeitschriften veröffentlicht wurden, wie heute Serien in Zeitschriften. Vor zwei Jahren dann erhielt er eine E-Mail aus der Französischen Nationalbibliothek, die über den "Umweg einer englisch-deutschen Privatbibliothek aus dem 18. Jahrhundert" die zwölf Fantasien in Besitz nehmen konnte, und er solle doch rasch kommen und sie sich ansehen. Nach wenigen Tagen dann die Gewissheit: Es sind die gesuchten Telemannschen Kompositionen. Sie wurden dann im März vorigen Jahres von Thomas Fritzsch bei den Magdeburger Telemann-Tagen "uraufgeführt". Die Nachricht davon breitete sich wie ein Lauffeuer über den gesamten Erdball aus, woraufhin er von Amerika bis Australien Glückwünsche erhielt, "eine erstaunliche Kommunikation der Gambisten." Der besondere Wert dieser Fantasien, so Fritzsch, liege darin, dass zur Zeit ihrer Komposition das Gambenspiel schon außer Mode war, sozusagen "out", es hinkte dem damaligen musikalischen Zeitgeschmack erheblich hinterher. "Telemann war aber genial genug, all das zusammenzufassen, was über dreihundert Jahre hin für die Gambe gedacht und geschrieben worden ist." Das reicht von kontrapunktischem Fugenspiel bis zu galanten Sätzen, er misst alle Möglichkeiten für das Instrument aus, auch für die Viola da Gamba seltene Tonarten. So erklangen dann anschließend die restlichen Gambenfantasien. Mit hellen Melodien und virtuosen Läufen die vierte Fantasie, dann,  in dunkler Lage mit eher "bäuerischem" Charakter die neunte. Fast rasend schnell das Allegro der sechsten, die als Ringeltanz klanglich an einen Dudelsack erinnerte, eines der drei Stücke, die auf der "Lady Amber" gespielt wurden. Nummer zehn sehr schmeichelnd, und die zwölfte und letzte Fantasie mit unbeschreiblich vielen und vielfältigen Melodien und die gesamte Gambenspielkunst demonstrierend. Minutenlanger Applaus für Thomas Fritzsch und seine Breslauer Viola da Gamba, die ihr Publikum verzauberten, das es schwer hatte, aus dieser lebendig erlebten Zeit der alten Musik wieder in die Gegenwart zu finden.

 

Helmut Zimmermann


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Das Ensemble nuovo aspetto begeisterte in der Schlosskirche. Foto: Helmut Zimmermann

Psalter und Harfe wachten auf

Das Ensemble Nuovo Aspeto gastierte in Weilburg und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck

Erstmals gastierte das "Ensemble Nuovo Aspeto" in der Fürstenstadt und überzeugte mit einem musikalisch wie textlich anspruchsvollen Programm, für das die beiden Schwestern Johanna Seitz, Harfe, und Elisabeth Seitz, Psalter, verantwortlich zeichneten.

VON HELMUT ZIMMERMANN

 

Weilburg. An der Seite der Schwestern spielten der Lautenist Michael Dücker sowie Karl Lehermann, Trommel und Trompete zu diesem traditionellen "Konzert zur Weihnacht" der "Alten Musik im Weilburger Schloss". Die Sopranistin Cornelia Samuelis rundete das der Barockmusik verschriebene Ensemble mit feiner Gesangskunst ab.

Besonders wohltuend an diesem Konzert war, dass es nicht die üblichen, wohlbekannten Weihnachtslieder zu Gehör brachte die ja allesamt durch endloses Abspielen und Berieseln per CD in Geschäften und Einkaufszentren sowie auf Weihnachtsmärkten abgenutzt und sinnentleert worden sind. Deutsche Lieder zur Weihnacht blieben also außen vor, stattdessen erklangen italienische und spanische Weihnachtsweisen unter dem Motto "Psalter und Harfe wacht auf!", dem Refrain der ersten Strophe des schönen Lobgesangs "Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren".

Psalter und Harfe

Andererseits war dieses Motto ein versteckter Hinweis auf die beiden vorherrschenden Instrumente dieses Liederabends: eben Harfe und Psalter, der ein Hackbrett ist, der Zither verwandt, und mit zwei Schlägeln gespielt wird. Diese biblischen Instrumente wurden durch Laute oder Gitarre zu einer Trioformation ergänzt. Mit ihrem fast archaisch wirkenden Klangbild im perfekten Zusammenspiel dieser drei Saiteninstrumente enthoben die Musiker das Weihnachtsereignis der heute meist sentimental verkitschten und damit nichtssagenden modernen Darbietungen in eine zeitliche wie musikalische Ferne, die aber dennoch "naheging".

Die aufgeführten Lieder und Instrumentalstücke stammten von elf Komponisten aus Italien, Spanien, Mähren und Peru sowie der italienischen Komponistin Chiara Margarita Cozzolani. Die jeweils in Originalsprache gesungenen Lieder stellten ein weiteres Element der "weihnachtlichen Entrückung" dar, konnten aber aufgrund der im Programmheft den Originaltexten beigegebenen Übersetzungen bestens verstanden werden. Das einleitende Instrumentalstück, eine Gagliarda von Giovanni Lorenzo Baldano (1576 1669), spielten Johanna und Elisabeth Seitz und Martin Dücker wie in sich selbst versunken, klanglich sehr fein differenziert in der Melodieführung, in der Grundgestimmtheit fast meditativ-dunkel. Mit dieser für viele sicher fremd klingenden Introduktion war der musikalische Raum umrissen, innerhalb dessen sich der in fünf Abteilungen gegliederte Konzertabend Die Hirten auf dem Felde, Die Verkündigung, An der Krippe, Marias Visionen, Bei den Sternen, In der Neuen Welt bewegen sollte, und der die Zuhörer auch in einem tieferen Sinn bewegte. Dazu stimmten schon gleich die beiden Lieder ein, die sich den Hirten auf dem Felde widmeten. Sie stammen aus dem Werk "I Pastori di Bettelemme" des Venezianers Giovanni Girolamo Kapsberger (1576 1661) und stehen noch ganz in der adventlichen Situation, dem Warten und Erwarten der Ankunft Gottes als Mensch in Jesus. So beispielhaft in "Vaghi Lumi del Ciel" mit der Zeile "Ach wende, himmlischer Vater, das Auge deiner Barmherzigkeit der dunklen Welt zu", und im "Habbi di Noi Pietà", wiederum ein Flehen um die Barmherzigkeit Gottes, dass nun endlich der Tag komme, an dem sich der Himmel öffnet, der sich noch nie geöffnet hat. Dieses Flehen setzte die Sopranistin Cornelia Samuelis in ergreifender Weise um. In hohen wie tiefen Lagen ist ihr Sopran gleichermaßen präsent und volumenstark, mit hoher Sprachverständlichkeit setzt sie die inhaltliche Aussage gesanglich in feiner, emotionaler Art und Weise um. Der versetzte Einsatz von Laute und Harfe in "Vaghi Lumi del Ciel" sowie das Tutti aller Musiker in "Habbi di Noi Pietà" trugen ihren Teil zur Wirkung dieser beiden Lieder bei. Ein besonderer Effekt ergab sich manches Mal durch das Zusammenspiel von Harfe und Psalter, die wie ein einziges Instrument klangen, mit sehr schöner eigen-artiger Klangwirkung. Purer Jubel dann in den Liedern, die die Frohe Botschaft der Geburt Jesu priesen, 

so in Kapsbergers "Seid vergnügt, freuet euch" und in Monteverdis "Laudate Dominum in sanctis eius", einer Litanei über das Lob Gottes, in der Cornelia Samuelis mit zwei wie leichthin gegebenen schwierigen, wunderbaren Kadenzen glänzte, mit Verve akkompagniert von den drei Saiteninstrumenten.

Neues Klangbild

Ein neues Klangbild ergab sich in den Liedern aus der Neuen Welt, in der sich Trommel, Trompete (Karl Lehermann) und Tamburin (Cornelia Samuelis) dazugesellten. Absoluter Höhepunkt dieses musikalischen Weihnachtsabends aber waren Marias Visionen an der Krippe, in denen Maria ihrem gerade erst geborenen Sohn von seinem Ende, immer auch in Bezug zu sich, in einem Wiegen- und Schlaflied erzählt, und zwar in Tarquino Merulas (1595 1665) "Horche tempo di dormire dormi figlio" (Nun, da es Zeit zu schlafen ist, schlaf, mein Sohn, die Zeit der Tränen wird noch kommen). Bewegend die Strophe "Nimm diese Milch aus meiner reinen Brust, denn ein grausamer Diener bereitet dir Essig und Galle" oder "Mein Liebster, dieser Busen sei dir heute ein weiches Bett, eh du deine Seele am Kreuz dem Vater empfiehlst." Weihnachten als Vorspiel von Karfreitag das ist die entscheidende Aussage über dieses Fest, die Cornelia Samuelis, ausgehend von mütterlicher Wärme in der Stimme bis hin zur Dramatik im Forte bei den Leidensankündigungen mit langem Atem, in hohen wie tiefen Lagen gleichermaßen klar und volumenstark die dynamischen Feinheiten ziselierend, in einer großartigen Interpretation gab, von den Instrumentalisten, als ob sie das Jesuskind nicht aufwecken möchten, eher zurückhaltend begleitet.

Die von tiefer Emotion ergriffene Arie endete in einer langanhaltenden, atemlosen Stille. 

30.12.2016

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Die Capella Weilburgensis unter Leitung von Doris Hagel gab eine makellose Vorstellung. Foto: Zimmermann Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Neue Presse

Eine Meisterleistung

Bachs berühmte h-Moll-Messe erklang in einer großartigen Aufführung

Eine wahre Meisterleistung der vokalen Tonkunst präsentierte die „Alte Musik im Weilburger Schloss" mit Bachs berühmter Messe in h-Moll.


VON HELMUT ZIMMERMANN

 

Weilburg. Eines der großartigsten Werke geistlicher Musik erklang jetzt in der Weilburger Schlosskir-che: die „Hohe Messe in h-Moll", so eine Bezeichnung aus der Romantik, von Johann Sebastian Bach.

Die h-Moll-Messe ist das letzte Vokalwerk des großen Barockkomponisten, dessen Entstehung sich über Jahrzehnte hinzog und etwa ein Jahr vor Bachs Tod vollendet wurde. Es ist die Summe seines musikalischen Schaffens für die menschliche Stimme, wobei dem Chor — hier die Kantorei der Schlosskirche Weilburg — mit 18 Chorsätzen die tragende Rolle zukommt. Aus dessen Mitte lassen die vier Solisten neun Arien in unterschiedlicher Besetzung an bedeutenden Stationen von Kyrie, Gloria, Credo (Symbolum Nicenum), Sanctus, Osanna/Benedictus und Agnus Dei erklingen. Es sangen die Sopranistin Magdalene Harer, die Altistin Nicole Pieper, der Tenor Hans Jörg Mammel und Klaus Mertens, Bass. Die orchestrale Begleitung hatte die inspiriert aufspielende Capella Weilburgensis übernommen, die Gesamtleitung lag in den bewährten Händen von Kantorin Doris Hagel. Mit ihrem sehr engagierten Dirigat spornte sie alle Beteiligten zu einer begeisternden, geradezu makellosen Meisterleistung an, die am Ende völlig zu Recht mit minutenlangem Beifall im Stehen belohnt wurde.

Von Anfang an hellwach präsent und bis zum letzten Ton hochkonzentriert, glänzte die Kantorei der Schlosskirche mit einer in allen Belangen reifen chorischen Leistung. Frauen- und Männerstimmen verbanden sich zu einer harmonischen (und sprachverständlichen) Einheit, ohne die Eigenständigkeit verschwommen zu übertünchen.

 

Schön und ergreifend
Dass es in der h-Moll-Messe nicht um eine konzertante Musik geht, sondern um die Existenz des Menschen vor Gott, machte der Beginn des dreiteiligen Kyrie durch die Kantorei sofort deutlich: Der Eingangschor — sehr ausdrucksstark gegeben — klang wie ein dramatischer, verzweifelter Aufschrei zu Gott, sich doch der Menschen zu erbarmen. Gefühlsintensiv und etwas zurückgenommen bittend war das anschließende Duett „Christe Eleison" von Magdalene Harer und Nicole Pieper, die stimmlich sehr schön harmonierten. Beide Solistinnen gaben später auch den Christusteil des Credo in einem großartig interpretierten Duett, sehr schön und sehr ergreifend.

Wie im Kyrie, so auch im Gloria, Credo, Sanctus und Osanna sang der Chor die eindeutigen Glaubensaussagen — Herr, erbarme dich, Ehre sei Gott in der Höhe, Ich glaube an den einen Gott, Hosanna —zu Beginn des jeweiligen Teiles dem dann die weiterführenden Aussagen folgten, aufgeteilt auf Chor und Solisten. Magdalene Harers klarer und hell timbrierter, strahlender Sopran brachte das „Laudamus te" im Gloria zum Leuchten, unterstützt von der Capella Weilburgensis, die hier mit allen Streich- und Blasinstrumenten inklusive Orgel das Gotteslob erschallen ließ, ohne die Sängerin zu übertönen — eine ausgewogene, schöne Darbietung.

Weitere Höhepunkte im Gloria waren das Duett mit der Anrufung Gottvaters von Magdalene Harer und Hans Jörg Mammel, deren unterschiedliche Klangfarben den Reiz dieses von der Flöte solistisch begleiteten Stückes ausmachte. Mit ihrer klaren, eher hell timbrierten Altstimme überzeugte Nicole Pieper im „Der du sitzest...", begleitet von der Oboe. Klaus Mertens mit seiner kraftvollen Bassbaritonstimme wurde vom Naturhorn begleitet in seiner Arie „Denn du allein bist der Heilige".

 

„Gib uns Frieden"
Im abschließenden Chor „Mit dem Heiligen Geist" strahlte die Kantorei das Lob des Heiligen Geistes klar und glühend aus. Beeindruckend die ergreifende Erzählung vom Leben Jesu im Credo in den Stücken „Und er hat Fleisch angenommen" — „Gekreuzigt wurde er sogar für uns und „Und ist auferstanden", die die Kantorei vom Piano der Menschwerdung und Kreuzigung bis zum Fortissimo der Auferstehung, begleitet von der gesamten Capella Weilburgensis in Hochform, vortrug. Die weiteren Arien von Bass, Tenor (im Osanna) und Alt (Agnus Dei, Lamm Gottes) überzeugten ohne Abstriche. Solisten, Chor und Orchester brachten den musikalischen Reichtum der h-Moll-Messe meisterhaft zum stimmig-runden, überzeugenden Ausdruck. Das „letzte Wort" des Werkes hatte wiederum die Kantorei der Schlosskirche, die Bitte nach Frieden: „Dona nobis Pacem".

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Brief eines Orchestermusikers an den Chor der Schlosskirche nach der Aufführung der h-Moll Messe am 4.12.2016

"Opus summum

 

Nach ein paar Tagen Abstand möchte ich Euch allen zunächst vor allem danken: Für ein großartiges, gemeinsames Arbeiten und für eine entspannte, feine Atmosphäre!

Meine erste h-Moll-Messe habe ich 1994 gespielt: Zusammen mit tollen Leuten in Neumünster, und natürlich war ich aufgeregt, zumal das Werk seit der ersten Einspielung mit historischen Instrumenten unter Doris Hagels Lehrer Nikolaus Harnoncourt von 1968 für mich ein Meilenstein in vieler Hinsicht bedeutet.

Es gibt sehr viel Sekundärliteratur zur h-Moll-Messe, ist BWV 232 eben doch eine Art Rätsel: Warum schreibt Bach am Ende seines Lebens eine komplette, „catholische Messe“? Die jüngsten Forschungen von Michael Maul, dessen These, Bach hätte eventuell einen Auftrag von Graf Johann Adam von Questenberg aus Wien zur Fertigstellung erhalten, scheinen mir einleuchtend. Aber davon will ich gar nicht weiter schreiben, eben nur soviel sagen, dass mich das Stück total begeistert, dass ich es eben nicht nur gerne spiele sondern mich auch musikhistorisch dafür interessiere.

Dann kam vor gut 3 Wochen die Anfrage meines Freundes und Kollegen Alexander Golde, mit ihm zusammen die Missa in Weilburg aufzuführen – ein Blick auf die vokale und die instrumentale Besetzungsliste – verbunden mit dem Namen der Dirigentin brachten mich schon in große Vorfreude!

Aber das Ergebnis hat mich dann doch vollkommen umgehauen: Die intensiven Proben, die Durchdringung der musikalischen Faktur, das gemeinsame Erleben und letztlich auch die Chance, mit gleich zwei Legenden, nämlich Teunis van der Zwart (Horn) und Klaus Mertens (Bass) unter der sensationellen Doris das heikle „Quoniam“ zu spielen, hat zu einem einfachen Ergebnis geführt: Ich werde BWV 232 in der nächsten Zeit nicht so schnell wieder aufführen wollen – so schön wie am Wochenende in Weilburg kann es nämlich vermutlich nicht werden.

 

Passt aufeinander auf, habt ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes, friedvolles Neues Jahr. Und wenn es mit dem Großbassdulzian klappt (ich muss mir so ein Instrument erst einmal besorgen), dann sehen wir uns schon Mitte März wieder!

 

Euer Thomas"

Thomas Rink
Barockfagott - Kontrafagott

 



Mit viel Applaus würdigte das Publikum den gelungenen Auftritt der Musiker. Foto: Helmut Zimmermann



Musikalische Zeitreise im Weilburger Schloss
NNP v. 17.02.2016  Helmut Zimmermann

22 Choräle des Barockkomponisten Georg Philipp Telemann standen im Mittelpunkt des jüngsten Konzerts der Reihe „Alte Musik im Weilburger Schloss“.

 

Weilburg. 

Das Konzert am Valentinstag der „Alten Musik im Weilburger Schloss“ war ein ganz besonderes Musikereignis, das sich hinter einem schlichten Titel verbarg: „Telemannisches Gesangbuch“.

Der Untertitel präzisierte: Aus dem „Fast allgemeinen Evangelisch-Musicalischen Liederbuch“ – das der Komponist im Jahre 1730 in Hamburg, seiner zweiten großen Arbeitsstätte neben und nach Frankfurt am Main, bei Philip Ludwig Stromer in der Hansestadt drucken ließ. Von hier aus breitete es sich im gesamten deutschen Sprachraum aus und ist also nicht nur „fast“ allgemein, sondern, könnte man sagen, vielleicht das evangelische Gesangbuch schlechthin geworden.

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Martina Kirchhof mit der Viola da Gamba, Sopranistin Magdalene Harer sowie Lutz Kirchhof mit der Laute (von links) entführten ihre Zuhörer in der Weilburger Schlosskirche musikalisch in die Epoche der Renaissance. Foto Helmut Zimmermann

 

Weihnachtskonzert in der Weilburger Schlosskirche

Zurück in die Renaissance

NNP v. 29.12.2016    Helmut Zimmermann


Musik aus der Renaissancezeit, als Weihnachtslieder quasi „das Laufen lernten“, erlebten Besucher des weihnachtlichen Festkonzertes im Weilburger Schloss.

Weilburg.
Eine weihnachtliche Sternstunde war das „Festkonzert zur Weihnacht“ der Alten Musik im Weilburger Schloss am zweiten Weihnachtstag in der gut besetzten Schlosskirche unter dem Titel „Vom Himmel hoch, da komm ich her“.

Martina Kirchhof mit der Viola da Gamba, Lutz Kirchhof mit der Laute und die Sopranistin Magdalene Harer mit ihrer klaren, schönen Stimme entführten die Zuhörer in die Zeit der Renaissance, aus der sämtliche Stücke des Abends stammten.

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Cembalist Albert-Jan Roelofs und Musikdramaturgin Yvonne Petitpierre ergänzten sich hervorragend. Foto: H. Zimmermann



Alte Musik im Weilburger Schloss
Abend der musikalischen Wunder

Von HELMUT ZIMMERMANN
Wundervolle Werke der Cembalomusik erklangen in der Weilburger Schlosskirche.


Weilburg.  Einen Abend voller musikalischer Wunder erlebten die Zuhörer auf Einladung des Vereins Alte Musik im Weilburger Schloss. Zu verdanken war das dem vor einem Jahr gegründeten Duo MusicacontexT, das eine exquisite Auswahl an „Portraits en Musique“ aus der Zeit der Hochblüte der französischen Cembalomusik, kurz vor der Französischen Revolution, mitbrachte. Das Neue und Überraschende an dieser Darbietung war, dass Cembalist Albert-Jan Roelofs seine mit leichter Hand virtuos vorgetragenen Cembalo-Piècen zuvor jeweils mit musikwissenschaftlich orientierten Moderationen einleitete, die von Musikdramaturgin Yvonne Petitpierre mit der Lesung von literarischen Texten, Auszügen aus Briefen und historischen Kritiken zusätzlich gewürzt wurden.
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Haydn: Die Jahreszeiten Foto: Helmut Zimmermann



Großartige Musik, fantastisch gespielt

13.11.2015
Von HELMUT ZIMMERMANN

Weilburg

Die Kantorei der Schlosskirche Weilburg, das Orchester Capella Weilburgensis und die Solisten Mechthild Bach (Sopran), Alexander Yudenkov (Tenor) und Klaus Mertens (Bass) haben unter Leitung von Kantorin Doris Hagel das Oratorium für Soli, Chor und Orchester „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn in der Weilburger Schlosskirche aufgeführt.

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KONZERT Tom Daun begeistert bei "Alter Musik im Weilburger Schloss"


WEILBURG
Zu Harfenzauber hat der Verein "Alte Musik im Weilburger Schloss" in die Schlosskirche eingeladen. Zu Gast war Tom Daun.

Weilburger Tageblatt v. 6.10.15 Willibald Schenk

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Konzert- und Pressebericht

Tom Daun ist mit seinen Harfen in der Schlosskirche zu Gast. (Foto: Schenk)


Ein Meister auf der Harfe

KONZERT Tom Daun begeistert bei "Alter Musik im Weilburger Schloss"

 

WEILBURG

Zu Harfenzauber hat der Verein "Alte Musik im Weilburger Schloss" in die Schlosskirche eingeladen. Zu Gast war Tom Daun.

 

Die Harfe ist eines der ältesten Saiteninstrumente. Vasenbilder zeigen, dass dieses Instrument schon vor vier- bis fünftausend Jahren eine wichtige Rolle spielte. Im Laufe der Musikgeschichte hat die Harfenmusik in vielen Ländern Popularität erlangt.

In der Reihe "Alte Musik im Weilburger Schloss" haben Künstler dieses edle und klangschöne Instrument wiederholt vorgestellt.

In einem Sonderkonzert in der Schlosskirche mit spanischem und südamerikanischem Harfenzauber entführte der "Master of Music" der Universität Edinburgh, der jetzt in Solingen beheimatet ist, meisterhaft in die internationale Harfenlandschaft.

Fast eine Stunde Verspätung hatte der Künstler wegen eines Staus auf der Autobahn. Doch die vielen Zuhörer nahmen es gelassen, wofür sich Tom Daun bedankte. Daun beherrscht nicht nur die keltische, gotische und chromatische Harfe virtuos, sondern auch andere Typen.

Zweifellos gilt er als einer der führenden Vertreter von traditioneller und historischer Harfenmusik in Deutschland, der seine enorme Kunst bereits vor drei Jahren in Weilburg demonstrieren konnte. Die Stücke gelangen makellos und hinreißend.

Folkharfenisten gibt es in Deutschland nicht gerade im Überfluss. Tom Daun gehört zweifellos zu den Besten. Der Künstler kam nach dem Studium (Konzertgitarre) als Autodidakt zum Harfenspiel. Umso erstaunlicher ist der Umgang mit seinem wohl jetzigen Lieblingsinstrument.

 

In die Tradition Mexikos, Paraguays oder Venezuelas mischen sich europäische Elemente

 

Eine wunderschöne Miniatur aus dem 13. Jahrhundert, "Cantigas de Santa Maria", wurde zu einer reizenden Darstellung. In der Tradition Mexikos, Paraguays oder Venezuelas mischen sich europäische und afrikanische Elemente. Tom Daun schrieb hierzu auch eigene Tanz-Kompositionen, die ihre Wirkung in dem schönen Kirchenraum nicht verfehlten.

Ein grandioses Beispiel war zum Abschluss "Joropos venezolanos". Es gab überwältigenden Applaus.

 

Weilburger Tageblatt, 6.10.2015                        Von Willibald Schenk

 

Eine meisterliche Vorstellung erlebten die Zuhörer in der Schlosskirche Foto: H. Zimmermann


Vollendetes Meisterwerk

NNP v. 20.03.2015

Von Helmut Zimmermann

 

Vollendet! Meisterlich! Diese Prädikate verdient die Aufführung von Bachs Johannespassion in der Weilburger Schlosskirche.


Weilburg. 

Mit einer großartigen Aufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach ist jetzt die Konzertsaison 2014/2015 der „Alten Musik im Weilburger Schloss“ in der ausverkauften Schlosskirche zu Ende gegangen. Unter Leitung von Kantorin Doris Hagel liefen sämtliche Mitwirkenden zu Höchstform auf, neben den Solisten Magdalene Harer (Sopran), Britta Schwarz (Alt), Hans Jörg Mammel (Tenor), Klaus Mertens (Bass) und Markus Flaig (Bass, Jesusworte) auch das auf barocken Instrumenten spielende Orchester Capella Weilburgensis und insbesondere die Kantorei der Schlosskirche Weilburg.

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Andreas Frese und Martin Nyvall in Weilburg. Foto Zimmermann


Die schöne Müllerin

NNP v. 12.02.2015

Von Helmut Zimmermann

Romantische Musik vom Feinsten erklang in der Weilburger Schlosskirche mit Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“.

Weilburg. 

Eine großartige Aufführung des romantischen Liederzyklus’ „Die schöne Müllerin“ gestalteten der schwedische Tenor Martin Nyvall und Andreas Frese, der international gefragte Liedpianist und Mitglied der Camerata Musica Limburg.
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Foto: H. Zimmermann


Himmlische Klänge zum

 

Weihnachtsfest

 

NNP v. 31.12.2014

Von Helmut Zimmermann

Das traditionelle Weihnachtskonzert der „Alten Musik im Weilburger Schloss“ fand am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder in der gut besetzten Schlosskirche statt und trug den so schönen wie passenden Titel „Es ist ein Ros entsprungen“ nach einem der bekanntesten und ältesten Weihnachtslieder.

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Foto: H. Zimmermann

"SAUL" IN WEILBURG: EINFACH HINREISSEND

Händels Oratorium voller Emotionalität und Dramatik - Phantastische Aufführung

Helmut Zimmermann
NNP v. 17.11.2014. Weilburg. (htz)

Die Geschichte handelt von Mord und Totschlag, kommt da doch einer mit dem abgeschlagenen Haupt eines Feindes in der Hand zum König und wird dafür vom Volk gefeiert, doch darum allein geht es nicht,....

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Foto: Reinhard Langschied

Pressebericht aus Rom

Doris Hagel (Foto Musacchio & Ianniello)

Händels “Saul“ unter der Leitung von Doris Hagel in Rom, ein Meisterwerk der Kirchenmusik

Das Oratorium eröffnet die 13. Ausgabe des Internationalen Festivals der Kirchenmusik. Unter den Solostimmen die hervorragende Leistung Klaus Mertens.

 

Daß die Musik Händels ein Edelstein ist, der - von jeder Seite betrachtet - glänzt, wurde durch die Aufführung des „Saul“ bestätigt. Es war das Eröffnungsoratorium des 13. Internationalen Festivals für Kirchenmusik, welches unter der Leitung von Doris Hagel in der Kirche Santa Maria sopra Minerva von der Kantorei der Schlosskirche und der Capella Weilburgensis aufgeführt wurde. An die Akustik der Kirche hat man sich sofort gewöhnt, und ihr Nachhall hat schnell zu einer hinreißenden Nuance der großartigen Partitur geführt. Gewaltig ist die richtige Bezeichnung für diese Musik, auch wenn sie das Mysterium des Todes und Schmerzes berührt, welches sie begleitet, oder die Verwirrungen eines auf die unantastbaren Erfolge Davids eifersüchtigen Sauls. Der großartigen Musik entspricht die Leitung, welche präzise die melodischen und harmonischen Konturen der Stücke ohne nachzulassen herausarbeitet. Besonders bewegend ist der zweite Teil des dritten Aktes, wo sich bei dem Wechsel von Reflexion und Tat eine magische Erwartung einstellt, die im Schlusschor gipfelt, welcher von Stimmen geboten wird, immer auf der Höhe mit den feinen Mechanismen der Händelchöre, wobei der Kontrapunkt den Ablauf einer höheren Ordnung und auch das vollkommene göttliche Verständnis für die schwierige irdische Existenz belegt.

 

 

 

Mit feiner Aussprache, stimmlicher Klarheit und darstellerischem Können haben die Solisten die Figuren der biblischen Erzählung dargestellt. Sie haben es auch verstanden, deren übermenschliche Charaktere zu veranschaulichen, indem sie mit ihren grundlegenden Kenntnissen der Musik des 18.Jahrhunderts immer den Übergang von einem Modell zur persönlichen Note erreichten, von starker Emotion bis zur Milderung entsprechend dem Rahmen des Dramas. Ein besonderes Lob gebührt dem Bass Klaus Mertens und seinem ausdrucks- und wirkungsvollen Saul. Geschickt war die Entscheidung, die drei Akte des Oratoriums ohne Pause aufzuführen und Applaus während des Ablaufs zu vermeiden, eine Lösung, welche das Publikum zu einem gewissen Abstand zwang. Andererseits hat dies durch den ununterbrochenen Ablauf der Wahrnehmung aller Nuancen der Partitur gedient. Dies hat sicher auch die Identifikation der Zuhörer mit dem biblischen Thema des Oratoriums gesteigert und die eindrucksvolle Katharsis begünstigt, was sich auch in den Beifallsbekundungen als Ausdruck von großer Zufriedenheit zeigte.

 

 

Quelle: Il Corriere Musicale, 24.10.2014                              Von: Simone Ciolfi

                                                                      Übersetzung von: Werner Richter


Kleines Orchester klang ganz groß: The Pocket Symphony Moskau. Foto: Zimmermann

Erinnerungen an das europäische St. Petersburg

Mit einer hübschen Idee und einem reizvollen Programm überraschte die Alte Musik im Weilburger Schloss bei ihrem Oktoberkonzert die Zuhörer.

 

Weilburg. 

Unter dem Titel „Europäisches St. Petersburg“ gab das international gefeierte Moskauer Orchester „The Pocket Symphony“ unter seinem Gründer und Leiter Nazar Kozhukhar auf historischen Instrumenten der klassischen Epoche ein Konzert in der Art, wie man es an russischen Adelshöfen zur Zeit Katharinas der Großen aufzuführen pflegte. Auf musikalische Weise rief so das achtköpfige Ensemble kontrapunktisch zu den heutigen turbulenten Zeiten die große europäisch geprägte kulturelle Tradition Russlands wieder stärker ins Bewusstsein.
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Artikel NNP v. 18.10.2014                                            Von Helmut Zimmermann

Foto: sk

Wunderschöne barocke Tongemälde

Bob van Asperen und Thomas Pietsch boten Kammermusik vom Feinsten.


Weilburg. 
Die beliebte Konzertreihe „Alte Musik im Weilburger Schloss“ der Saison 2014/15 begann mit einem hochkarätigen Kammerkonzert vor einem ansehnlichen Zuhörerkreis. Der künstlerischen Leiterin, Kantorin Doris Hagel, war es erneut gelungen, das Duo Thomas Pietsch (Barockgeige) und Bob van Asperen (Cembalo), aktuell Professor am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam, für den Auftakt zu gewinnen. Es ist ein Kammerduo von Format, das weltweit seine künstlerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte.
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Quelle: NNP, Artikel vom 10.09.2014 Willibald Schenk


Mechthild Bach war kurzfristig eingesprungen.

Nassauische Hofmusik – ein historischer
Genuss

Verschollene Musikstücke begeisterten die Zuhörer in der Weilburger Schlosskirche – Chor, Capella und Solistin in Hochform

Von Helmut Zimmermann

Weilburg. Die „Alte Musik im Weilburger Schloss“ hatte historischen Charakter. So erklangen nämlich Werke, die lange Zeit in Archiven der Welt schlummerten. Für die Zuhörer war es ein Genuss.

 

Die „Alte Musik im Weilburger Schloss“ widmete Graf Johann Ernst zu Nassau-Weilburg zu dessen 350. Geburtstag ein Sonderkonzert in der Schlosskirche mit „Nassauischer Hofmusik“.
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Quelle: NNP, Artikel v. 21.06.2014  Von Helmut Zimmermann

 


Eine großartige Vorstellung gaben (v. li.) Mechthild Bach, Markus Schäfer, Klaus Mertens. Foto: Zimmermann

Eine gewaltige Ton-Schöpfung

Mit einer rundum gelungenen Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ unter Leitung von Kantorin Doris Hagel ist die Saison 2013/2014 der „Alten Musik im Weilburger Schloss“ zu Ende gegangen. Eines der beliebtesten Werke Haydns bildete den musikalisch-künstlerischen Höhepunkt einer Konzertreihe, die zuvor mit vielen anderen Musikereignissen begeistert hatte.
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Quelle: NNP, Artikel vom 27.03.2014  Von Helmut Zimmermann


"Schöpfung"

Musik wie ein Geschenk

300 JAHRE SCHLOSSKIRCHE Glanzvolle Aufführung der „Schöpfung"

Das Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn hat den herausragenden Zyklus zum Jubiläum „300 Jahre Schlosskirche“ eben in diesem herrlichen Barockbaubeendet. Das passte.


Weilburg. 
Die künstlerische Leiterin der Serie „Alte Musik im Weilburger Schloss“, Doris Hagel, hat den vielen Besuchern damit ein großes Geschenk gemacht. Nur selten erlebt man dieses Werk in einer so großartigen Besetzung und eindringlichen Wiedergabe.


Die „Schöpfung“ gilt ohne Zweifel als Krönung des kompositorischen Schaffens von Joseph Haydn (1732- 1809). In diesem Meisterwerk preisen Chor, Solisten und Orchester Gott dafür, dass er Licht und Finsternis, Land und Meer, Tiere und Pflanzen kunstvoll geschaffen hat. Die geradezu ekstatischen Jubelchöre in einvernehmlicher Geschlossenheit mit den Solisten und der Capella Weilburgensis sprachen für sich.


Als fürstlicher Kapellmeister hat Haydn lange Zeit auf dem Lande gelebt. Etwa 60-jährig unternahm Haydn große Reisen nach London. Hier entstanden seine berühmten „Londoner Symphonien“ und hier lernte er auch Händels Oratorien und einen englischen „Schöpfungs- Oratorientext“ kennen. Baron Gottfried van Swieten übersetzte ihn ins Deutsche. Und das bedeutete die Grundlage für sein großartiges Werk. Eine dramatische Handlung durch agierende Figuren gibt es in der „Schöpfung“ nicht, vielmehr wird erzählt, wie Gott in sieben Tagen die Welt erschuf“.


Die Ouvertüre schildert das Chaos, das vor Beginn der Schöpfung herrscht. Die Durterz wird raffiniert vermieden. Und Gott sprach: „Es werde Licht“. Dann „Und es ward Licht“. Wer diesen plötzlichen Fortissimo-C-Dur Akkord mit leuchtend großer Terz in der Schlosskirche hörte, der weiß für immer, was Größe ist. Es folgten mit breit ausgesponnen und anschaulichen Rezitativen, Arien und Chören ausdrucksstarke Details, wie Tag für Tag Neues entsteht. Der Chor spricht für die Engelschar: „Und laut ertönt aus ihren Kehlen des Schöpfers Lob“.

 

 

Wer diese Terz hört, weiß, was wahre Größe wirklich ist

Am Ende des ersten Teils stimmt dann die hoch motivierte Kantorei „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ im Wechsel mit dem Soloterzett an. Im zweiten Teil kommen die Lebewesen hinzu. Nachdem dies alles vollbracht ist, bestimmt der Chor mit der kontrapunktisch und harmonisch reichen Fuge, dass das Werk vollendet ist. Im dritten Teil loben Eva und Adam zusammen mit dem Chor das Geschaffene. Doris Hagel hatte mit dem in Weilburg bestens bekannten Solisten-Terzett Mechthild Bach (Sopran), Markus Schäfer (Tenor) und Klaus Mertens erneut eine glückliche Hand bewiesen. Nicht nur, dass es reiche Erfahrung im Oratoriengesang aufweisen kann, auch die klangschönen Stimmen stellen eine Besonderheit dar. Dazu die stimmlich groß angewachsene Kantorei in bester Verfassung. Und die Capella Weilburgensis mit Florian Deuter als Konzertmeister zeigte sich wieder als farbenfroher Klangkörper.


So trugen alle Mitwirkenden dazu bei, dass die Intention der Kantorin in einem unvergesslichen Oratorienerlebnis aufging. Im jubelnden Schluss-Chor „Singt dem Herrn alle Stimmen“ kam die Prachtentfaltung noch einmal richtig zur Geltung. Kein Wunder, dass nach dem lang anhaltenden brausenden Beifall ein Dacapo des Schlusschores fällig war.

Von WILLIBALD SCHENK 


Der Zink-Zauber vergangener Zeiten

Das Ensemble „Le Concert Brisé“ mit William Dongois

Das zweite Konzert dieses Jahres der Alten Musik im Weilburger Schloss entführte die Zuhörer in der gut besuchten Schlosskirche in „Das Goldene Zeitalter der virtuosen Zinkbläser“, will sagen in die Zeit von 1580 bis 1630, dem Höhepunkt der Bedeutung des Zinks und seiner Musik. Doch auch zuvor und danach gehörte der Zink zu den viel und gern gespielten Instrumenten, galt er doch in seiner langen Blütezeit zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert als ein der menschlichen Stimme am ähnlichsten klingendes Instrument. Bis ihm diese Position von einem anderen Instrument streitig gemacht wurde, der Violine. So verschwand der Zink nach und nach bis Ende des 18. Jahrhunderts völlig aus dem Musik- und Konzertleben.
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Quelle: NNP v. 18.2.2014      Helmut Zimmermann (htz)


Foto: Helmut Zimmermann

Besinnlicher Kontrapunkt:

Ensemble Movimento war gelungener Kontrast zum Adventsrummel

Unter dem Titel „Ja komm, Herr Jesu“ stand „Besinnliches zum Advent“ auf dem Programm der Reihe „Alte Musik im Weilburger Schloss“. Das Ensemble Movimento gastierte mit Werken von bekannten und vor allem weniger bekannten Komponisten der Barockzeit.
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Quelle: NNP v. 12.12.2013   Helmut Zimmermann (htz)


Foto: Willibald Schenk

SO KLINGT DER TOD:

Großartige Elgar-Aufführung

Ein gewaltiges Musik-Erlebnis hatten die Zuhörer des Oratoriums The Dream of Gerontius von Edward Elgar in der Weilburger Schlosskirche.

 

Weilburg. Das Oratorium The Dream of Gerontius des englischen Komponisten Edward Elgar (1857-1934) war bewusst als Sonderkonzert der Veranstaltungsserie „Alte Musik im Weilburger Schloss“ angekündigt worden.

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Quelle: NNP v. 15.11.2013  Willibald Schenk


KONZERT- UND PRESSEBERICHT

KLÄNGE, KLAR UND REIN:                     Streichquartett begeisterte in Weilburg mit dem „Tod und das Mädchen“

Das „Salomon String Quartet“, London, gastierte im Rahmen der Alten Musik im Weilburger Schloss in der Schlosskirche mit einem Programm feinster Streichquartettliteratur.


Foto: Zimmermann

Weilburg. Wolfgang Amadeus Mozarts Quartett d-Moll KV 421, Ludwig van Beethovens Quartett F-Dur op 18/1 und Franz Schuberts Quartett d-Moll D 810, allgemein bekannt als "Der Tod und das Mädchen"- ein Leckerbissen jagte den Nächsten.

Seit über 30 Jahren widmet sich das Salomon String Quartett der historisch informierten Aufführungspraxis und war damit eines der ersten Streichquartette überhaupt, die sich dieser Art zu musizieren verschrieben haben. Deshalb spielen Ensemblegründer Simon Standage (1. Violine) und seine jüngeren Mitstreiter Catherine Martin (2. Violine), Adam Romer (Viola) und Andrew Skidmore (Violoncello) ausschließlich auf alten, historischen Instrumenten beziehungsweise diesen originalgetreu nachgebauten Ausgaben.

Deshalb ergibt sich ein ganz besonderer Klang, für den die Londoner berühmt sind. Er besticht durch eine Klarheit und Reinheit sondergleichen und ermöglicht ein"durchsichtiges" Musizieren, beidem jede Stimme genau gehört werden kann und sich dennoch - das ist die Kunst dieses Streichquartettes - ein harmonisches Ganzes ergibt, das in "nüchterner Leidenschaft"sich zu einem unvergleichlich sublimen Klangerlebnis mit vielen Schattierungen zu einem Ganzen rundet. Dies war bei allen drei Quartetten der Wiener Klassiker zu hören und nachzuempfinden, die unter dem Motto "Affettuoso ed appassionato", ergriffen/bewegt und leidenschaftlich/begeistert, gegeben wurden. Gemeinsam war allen drei Quartetten die etwas novembrige Stimmung mit dem Ausdruck entsprechender Gefühle. Im d-Moll-Quartett verwendet Mozart die Tonart, die bei ihm für Schwermut, Schmerz und Leiden steht. Mit nachdenklichem Duktus der erste Satz, mit feiner Phrasierungskunst und feinsten Nuancierungen gespielt, der zweite Satz kam etwas sangbarer und bestach mit seiner wunderbaren Cellokantilene und fast "harter" Tongebung.Kräftig beschwingt und von großer Klarheit der dritte Satz mit schroffem,"wienerisch angehauchten"Menuett, während der vierte fast heiter ausklang.

Beethovens Quartett F-Dur op 18/1 wurde mit einem hoch emotionalen Von-innen-heraus-Glühen gegeben, im wehmütigen ersten Satz, vor allem aber im Adagio affettuoso ed appassionato des zweiten Satzes, der durch seine Klarheit der ausgedrückten Gefühle erschütterte. Kontrastierend dazu der heitere Schlussatz, leicht, beschwingt gegeben. In Schuberts Quartett "Der Tod und das Mädchen" entfaltete das Salomon String Quartett noch einmal all seine Qualitäten aus Klarheit des Klangs, feinstem Nuancenreichtum in Dynamik und Phrasierung und intensiver, eher "nüchterner"Emotionalität, die deshalb umso mehr ins Herz traf. Das verlieh dem Flehen des Mädchens einen tragischen Akzent (erster Satz),ergriff durch die Trauermusik (Andante con moto) und fand ihren Höhepunkt im Presto des vierten Satzes, der rhythmisch, intensiv und unabänderlich auf das Ende hin zutreibt. Die Interpretationen des Abends wurden mit heftigem,langen Applaus gefeiert, durchsetzt von Fußgetrappel und Bravorufen.

 

Helmut Zimmermann


Quelle:
http://www.nnp.de/rhein-main/limburg-lahn/Klaenge-klar-und-rein;art680,653332

 


Doris Hagel lässt Hofmusik aufleben

Doris Hagel lässt Hofmusik aufleben

Flügelschlag der "Alten Musik"

Die Sopranistin Mechthild Bach, die Kantorei der Schlosskirche und die Capella Weilburgensis vor dem Altar des barocken Gotteshauses, dessen 300-jähriges Bestehen gefeiert wird. Fotos: Horz

Empfang zum 20-jährigen Bestehen des Vereins „Alte Musik im Weilburger Schloss“– Mayer-Plakette für Doris Hagel

Der Verein und die Konzertreihe "Alte Musik im Weilburger Schloss" haben ihren 20. Geburtstag mit einem barocken Festkonzert in der Schlosskirche gefeiert. Gespielt wurden Werke von Georg Friedrich Händel, außerdem gab es einen Empfang in der Oberen Orangerie des Schlosses.


Von Manfred Horz


Weilburg.  

Der Geburtstag war Anlass, den Menschen zu danken, die seit 20 Jahren die Arbeit dieses Vereins tragen.


Ein Wesensmerkmal der Konzertreihen des Vereins "Alte Musik im Weilburger Schloss" ist das Zusammenwirken von Künstlern aus Weilburg, aus Deutschland und aller Welt in einer Einmaligkeit des Kulturschaffens und Kulturlebens in der ehemaligen barocken Residenz an der Lahn. Dies würdigte Bürgermeister Hans-Peter Schick (parteilos) in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Jubiläumsveranstaltung in seinem Glückwunsch namens der Stadt Weilburg. Dabei hob er das Engagement der Initiatorin und Gründerin Doris Hagel hervor, die er mit der Verleihung des Johannes-Meyer-Plakette ehrte. Doris Hagel sei ein Glücksfall für die Weilburger Musikwelt, stellte er unter dem Beifall der Gäste des Empfangs fest.

Mit Herz und Können


Mit Herz und Können sei es Doris Hagel und dem Verein gelungen, neben den Weilburger Schlosskonzerten eine zweite exzellente Konzertsaison in Weilburg nachhaltig zu gestalten, sagte Schick. Damit gewährleiste der Verein alljährlich von September bis April Musikerlebnisse auf höchstem Niveau, Musik von der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt im Jahr 906 bis heute. Gleichzeitig erschlössen die Konzerte musikalische Perspektiven zum Tag des offenen Denkmals, zu Weihnachten, zu Europa und zu stadtgeschichtlichen Themen.



Die Stadt unterstütze von Beginn an die Arbeit des Vereins, weil dessen Wirken den Menschen diene, Lebensfreude und Lebensmut stifte. Schick überbrachte auch die Glückwünsche des Ersten Vorsitzenden des Vereins "Weilburger Schlosskonzerte", Jörg Sauer, der wegen der Moderation eines Konzertes der Deutschen Oper Berlin nicht teilnehmen konnte.



Musik beflügele die Stadt und ihre Bürger, so der Bürgermeister weiter. Wer Doris Hagel persönlich kenne, erlebe etwas von diesem Flügelschlag der Musik. Ihre Vitalität, ihre Lebensfreude, ihre Liebe zur Musik, begeistere. Seit 26 Jahren wirke sie als Kantorin an der Weilburger Schlosskirche. Zugleich sei sie Kopf, Herz und Hand der "Alten Musik im Weilburger Schloss", setze sich vielerorts für die Musik ein und damit für die Musiker und die Menschen, die Musik erleben dürfen.



Das Engagement der Kantorin, der Schlossskirchen-Kantorei und der Capella Weilburgensis hatten die Teilnehmer der Geburtstagsfeier zuvor bei einem barocken Festkonzert mit Werken von Georg Friedrich Händel zum Tag des offenen Denkmals und zum Kirchenjubiläum "300 Jahre Schlosskirche Weilburg" erlebt, bei dem Werke aller Genres gespielt wurden. So bei einem prachtvoll besetzten Concerto grosso in F-Dur HWV 333 "a due chori" für vier Hörner und vier Oboen, das in der Zeit der großen Freiluftkonzerte wie Feuerwerksmusik und Wassermusik entstanden ist. Dieses Concerto grosso gehört zu den am größten besetzten und abwechslungsreichsten Orchesterwerken Händels, bei dem es sich ebenso wie bei den Orgelkonzerten um Zwischenaktmusiken zu den großen Oratorien handelt. So wie Händel einst mit diesem und weiteren Zwischenmusiken Erfolg hatte, wirkten sie auch beim Weilburger Publikum, das oft applaudierte, auch wenn es noch gar nicht in die Hände klatschen sollte.



Halleluja!


Ein besonders prachtvolles Konzert seiner Art war mit dem Concerto g-Moll Op. 4 Nr.1 für Orgel solo, Streicher und zwei Oboen zu hören. Der junge Händel hatte in seiner Zeit in Italien diese Art des Konzertierens kennengelernt. Arcangelo Corelli wirkte als Konzertmeister bei seinen Aufführungen in den Kardinalspalästen mit. In Rom komponierte er die virtuose und prachtvolle Marien-Kantate "Donna che in ciel", eine Kirchenmusik, die in einem Dankgottesdienst 1707 anlässlich der Verschonung der Stadt bei einem schweren Erdbeben im Jahr 1703 erklang. In Arien aus den Opern "Aci und Galatea", "Xerxes", den Oratorien "Saul" und "Alexander‘s Feast" sowie mit Chören aus "Solomon" und dem "Halleluja" aus dem Messias sangen sich die Solisten Mechthild Bach (Sopran), Dorothée Zimmermann (Alt) und Klaus Mertens (Bass) in die Herzen der Zuhörer.

Artikel vom 10. September 2012, 19.00 Uhr (letzte Änderung 11. September 2012, 04.20 Uhr) Quelle: FNP

KONZERT- UND PRESSEBERICHT

DRESDEN: CAPELLA WEILBURGENSIS MIT SELTEN AUFGEFÜHRTEN WERKEN VON N. BRUHNS

Dresden Frauenkirche: CAPELLA WEILBURGENSIS MIT SELTEN AUFGEFÜHRTEN WERKEN VON NIKOLAUS BRUHNS – 5.8.2012

Foto: R. Zeidler

Mit äußerst selten zu hörenden Kompositionen des früh verstorbenen Nikolaus Bruhns erfreute die Capella Weilburgensis vocalis und instrumentalis unter der umsichtigen Leitung von Doris Hagel die Besucher an diesem sonnigen, aber auch mit Gewitter und Hagelsturm heimgesuchten Sonntag. In dem außerordentlich gut zusammengestellten Programm, das ausschließlich Kompositionen dieses wichtigen Vertreters der norddeutschen Barockmusik enthielt, wurde geradezu eine Schatzkammer vergangener Meisterwerke geöffnet. Bruhns, der vor allem durch seine Orgelkompositionen bekannt ist, war Schüler von Dietrich Buxtehude und beeinflusste mit seinen Kompositionen den jungen Bach auf dessen “Studienreise” zu den seinerzeit berühmtesten und bedeutendsten Meistern Norddeutschlands.

Bei diesem Konzert klangen Musik und Raum zusammen, nicht nur wegen der gleichen Kunstepoche ihrer Entstehungszeit. Die Capella instrumentalis verfügt als spezielles Barockorchester über einen besonders feinen, sensiblen Klang. Die Musiker beherrschen die Kunst, auf alten Instrumenten zu spielen, wie selbstverständlich und vermögen mit ihrem ungemein lebendigen Spiel, Leuchtkraft und maximale Klangeffekte zu erzielen, ohne den Eindruck von Akademismus oder Antiquiertheit zu erwecken. Sie beherrschen die alten Spieltechniken perfekt, scheinen sich ganz in die geistige Welt dieser Epoche zu versenken und setzen die klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente ein, um die Kompositionen einer vergangenen Zeit möglichst adäquat wiederzugeben und zu neuem Leben zu erwecken, was für die Wiedergabe der seelenvollen norddeutschen Barockmusik einen großen Gewinn bedeutet.

Der Chor, die Capella Weilburgensis vocalis fügte sich mit seiner feinfühligen, sehr sanften, ausgeglichenen Art adäquat in das wunderbar musizierende Orchester mit seiner unverwechselbaren Klangfülle ein. Chor und Orchester steigerten sich immer mehr in Schönklang und Harmonie und vermochten es, den klanglichen und geistigen Idealen der barocken Musik vor Bach so intensiv nachzuspüren, dass diese Musik auch heute noch und immer wieder unmittelbare Ergriffenheit auslösen kann. In der „Sinfonia“ der Kantate “Ich liege und schlafe” verschmolzen beide so harmonisch, dass die Grenzen von instrumental und vokal ganz im Sinne eines barocken Ideals ineinander übergingen.

Ganz auf dieser Wellenlänge lag auch die Altistin Anne Bierwirth, die sowohl im Chor mitsang, als sich auch mit ihrer klangvollen, ausgeglichenen Stimme solistisch in schönster Weise hervortrat. Die Sopranpartie hatte Mechthild Bach, die über eine schöne, tragfähige Stimme verfügt, übernommen. Wenn auch noch etwas jugendlich ungestüm, erfüllte sie doch ihre Aufgaben recht gut.

Markus Brutscher bemühte sich mit guter Stimmführung, langem Atem und großer Gewissenhaftigkeit erfolgreich um eine sehr gute Gestaltung der Tenorsoli, konnte aber seine, vor allem in der Höhe ziemlich schroffe Stimme damit leider nicht ganz kompensieren. Sein enormer Einsatz in dem Geistlichen Konzert „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ („Psalm 100“) verdient aber große Anerkennung.Gotthold Schwarz widmete sich als erfahrener Oratorien-Sänger den Basspartien mit sehr guter Artikulation und seiner, für diese Stimmlage ungewöhnlich flexiblen, zuweilen auch leicht flackernden Stimme, mit der er mühelos alle Verzierungen singen und ausdrucksvolle Bögen spannen kann und mit schöner, klangvoller Tiefe aufhorchen lässt. Seine seelenvolle Interpretation verfehlt ihre Wirkung nicht und spricht unmittelbar an.

Bei diesen völlig zu Unrecht selten zu hörenden Kantaten von Nikolaus Bruhns wurde in dieser Besetzung mit den auf historischen Instrumenten versierten Instrumentalisten und dem in gleicher Weise orientierten Chor deutlich, wie klangschön, lebendig und ergreifend Alte Musik in historischer Aufführungspraxis doch klingen kann.

Ingrid Gerk


Quelle:
http://www.der-neue-merker.eu/dresden-capella-weilburgensis-mit-selten-aufgefuhrten-werken-von-n-bruhns

 


 

Auf Einladung der Philharmonie St. Petersburg
gab die Weilburger Schlosskirchenkantorei nach langer Zeit des Stalinismus und des Verbots des Christentums eine erste Wiederaufführung des Oratoriums "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy und eröffnete damit eine Reihe geistlicher Konzerte im Winterhalbjahr 2010/2011 im großen Saal der Philharmonie in St. Petersburg.

Unter der Leitung von Dmitri Subow brachten die Solisten Doris Hagel (Sopran), Marina Pintschuk (Alt), Boris Stepanow (Tenor) und Manfred Bittner (Bass) und über 70 Mitglieder der Kantorei der Schlosskirche Weilburg gemeinsam mit dem großen symphonischen akademischen Orchester der Philharmonie St. Petersburg das Werk vor knapp 900 Personen zu Gehör. In dem voll besetzten, alten, prachtvollen Konzertsaal des 19. Jahrhunderts lauschte ein hochkonzentriertes Publikum den begeisternden Klängen Mendelssohns und der vertonten Botschaft von der Wandlung des Saulus zum Paulus und dessen erster missionarischer Tätigkeit.

Anwesende Vertreter des deutschen Konsulates lobten die großartige künstlerische Zusammenarbeit und stellten das gemeinsame Musizieren zweier großer Klangkörper als eine auch für das Goethe-Institut erfreuliche seltene Besonderheit dar. Mit Bravorufen und Standing Ovations speziell für den Chor nach der glanzvollen und andächtigen Aufführung belohnten die Zuhörer die Mitwirkenden.

Ein weiterer Auftritt erfolgte in der deutschen evangelisch-lutherischen St. Petrikirche am Newskij-Prospekt mit der Aufführung von Werken Johann Sebastian Bachs und seiner Vorfahren. Die hochvirtuosen Kantaten und Motetten aus dem Altbachischen Archiv musizierten Mechthild Bach (Sopran), Anne Bierwirth (Alt), Hans Jörg Mammel (Tenor) und Manfred Bittner (Bass) in Zusammenarbeit mit der Kantorei der Schlosskirche Weilburg und dem Moskauer Alte Musik Ensemble "The Pocket Symphony" mit seinem Leiter Nazar Kozhukhar (Violine und Viola da Gamba), unter der Leitung von Kantorin Doris Hagel.

Kantorin Doris Hagel, Leiterin der Schlosskirchenkantorei, besitzt seit Jahren den Ruf einer exzellenten Interpretin "geistlicher Werke". In 1992 initiierte sie die Reihe "Alte Musik im Weilburger Schloss", die jährlich 6 Konzerte in der Barock Kirche des Weilburger Schlosses bietet und stets hohen Zuschauerandrang hervorruft.

Besonders gelobt wird hierbei die Zusammenstellung des jeweiligen Orchesters, zugeschnitten auf die Epoche der aufzuführenden Werke. Darüber hinaus schätzen Kultur- und Musikfreunde insbesondere die liebevoll detaillierte Interpretation des Werks, sodass die Reihe stets einen gefragten Höhepunkt im Winterhalbjahr darstellt. 

In jedem Winterhalbjahr bietet der Verein "Alte Musik im Weilburger Schloss" e.V. im Rahmen der Kulturarbeit der ev. Kirche Weilburg in Zusammenarbeit mit der Stadt Weilburg unter der künstlerischen Leitung von Kantorin Doris Hagel eine Reihe mit sieben Konzerten an.

In der Schlosskirche Weilburg - einem wunderschönen barocken Festsaal - werden Werke Alter Meister in Originalfassung auf alten Instrumenten oder deren Nachbauten musiziert. Ein Schwerpunkt dieser Reihe ist die Aufführung geistlicher Chorwerke durch die Kantorei der Schlosskirche. Die ausführenden Künstler und Ensembles gehören zu den Spitzenkräften der Alten Musik in Europa.

              Erschienen im November 2010 in etlichen Pressemedien

Bericht

Renaissance-Tänze krönten ungewöhnliches Konzert in der Weilburger Schlosskirche

Musik, Tanz , Wort – aus diesem Dreiklang bestand ein außergewöhnliches Konzert in der Weilburger Schlosskirche, das vom Verein "Alte Musik im Weilburger Schloss" unter dem Titel "L‘ art de bien danser oder Die Kunst wohl zu Tantzen" veranstaltet wurde.

Weilburg. Von links nach rechts: Tänzer Milo Pablo Momm, Lutz Kirchhof, Martina Kirchhof, Christoph Werkhausen, Nicolle Klinkenberg.	Foto: ZimmermannVon links nach rechts: Tänzer Milo Pablo Momm, Lutz Kirchhof, Martina Kirchhof, Christoph Werkhausen, Nicolle Klinkenberg. Foto: ZimmermannDas Ensemble "Liuto Concertato" spielte Tanzmusik der französischen Renaissance, zu der Nicolle Klinkenberg und Milo Pablo Momm Tänze in Kostümen der damaligen Zeit aufführten und die Zuhörer fünf Jahrhunderte zurückversetzten. Dazwischen las der für das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks zuständige Redakteur Christoph Werkhausen mit seiner markant-geschmeidigen Stimme einige thematisch passende Auszüge aus den berühmten Essais von Michel de Montaigne (1533–1592), so über Schönheit, Mode, Tanzen.

 

Erotik der Distanz

 

Ein Kabinettstück der Vorlesekunst war der Essai "Schlaf", in dem der Vorleser alle Register seines Könnens auf unnachahmliche Weise zog. Mit großem Einfühlungsvermögen gestalteten Martina Kirchhof, Viola da Gamba, und Lutz Kirchhof, Renaissance-Laute, die Musik des 16. Jahrhunderts von hierzulande großenteils unbekannten Komponisten. Der Reiz ihrer musikalischen Darbietung bestand in der Kombination der Klangfarben eines mit den Fingern gezupften Instrumentes (Laute) und eines mit Bogen gespielten Instrumentes (Viola da Gamba) – in dieser für die damalige Zeit typischen Zusammenstellung gewissermaßen die Pop-Musik der Renaissance. Obwohl beide Instrumente eher "leise" klingen, füllten sie doch den gut besetzten Kirchenraum mit einem großen Wohlklang aus.

Im ersten Teil standen Tanzkompositionen von Pierre Phalèse (um 1519 bis 1573) auf dem Programm, einem Komponisten, Notendrucker und Geburtshelfer des Musikverlagswesens, so die Allemanden "Philippine", "Noleroit on dire" und eine Allemande ohne weitere Bezeichnung sowie die Galliarda "La Royne déscosse" . Sie zeichneten sich durch vielseitige tonsetzerische Qualitäten aus, fein nachgezeichnet von den beiden Instrumentalisten und im perfekt aufeinander abgestimmten Zusammenspiel die unterschiedlichen Tanzcharaktere zu rhythmisch-melodischem Klingen bringend. Das galt insbesondere auch für die vier rhythmisch betonten polnischen Tänze eines anonymen Komponisten. Beeindruckend das Lautensolo der Gagliarda di Santino von Santino Garsi da Parma (1542–1604).

Höhepunkt waren aber die Darbietungen historischer Tänze durch das Paar Nicolle Klinkenberg und Milo Pablo Momm. Was damals unter Tanz verstanden worden war, ist es heute beileibe nicht mehr. Denn die Renaissancetänze sind eben kein regelloses "Sichwinden" zu lärmender Discomusik, sondern fein ziselierte Schritte und Schrittfolgen, die genau auf die Musik abgestimmt sind. Das war ein Schreiten, nebeneinander und voneinander weg, aufeinander zu, ein Drehen, Stehen, Grüßen, Blickewerfen, die Dame mit einem dunkelroten, Kleid mit quadratischem Ausschnitt und angedeuteten Puffärmeln, Perlenkette um Hals und im Haar, ein weißes Tuch in der Hand, der Herr in blauem Wams, durchbrochenen kurzen braunen Hosen über engen weißen Strumpfhosen und einem hohen schwarzen Hut und Mantel, beide tänzeln umeinander, ein leichtes, feines Hüpfen, ein gemeinsames Drehen, sich an der Hand halten, loslassend und wieder voneinander wegschreitend, wieder die Hände sich reichend, hin und her sich grüßend, zurücktanzen, sich verbeugen und wieder aufeinander zugehen. Eine Augenweide. Die Tänze, neben anderen, hießen Basse-Danse, Allemande, Branles oder Ballo frances. Das Tanzen des Paares kann ohne Übertreibung als die Erotik des Überwindens von Distanz zwischen zwei Menschen verstanden werden und wurde so zu einem unvergesslichen Ereignis, das viel zu früh in großem Beifall endete. (htz)